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Rainer Delfs geht: „Ich wollte, dass sich jeder entfalten kann“

Werkstattleiter Rainer Delfs geht in den Ruhestand. Im Gespräch erzählt er von seinem ersten Arbeitstag, dem Wandel der Hochschule, seiner Rolle als „Ausbilder mit Herz“ und Projekten wie dem legendären Gegenwindfahrrad.

Ein Gruppenbild
Teamplayer: Rainer Delfs (Mitte) hat immer gerne mit seinen Kolleg*innen zusammengearbeitet. – Foto: Gatermann

Nach 33 Jahren an der Hochschule Flensburg geht Werkstattleiter Rainer Delfs in den Ruhestand. Im Interview bei einer Tasse Tee (Italienische Limone) spricht er über seinen ersten Arbeitstag, den Wandel der Hochschule, seine Rolle als „Ausbilder mit Herz“ und besondere Projekte wie das legendäre Gegenwindfahrrad. Auch privat hat er Pläne: vom Wandern quer durch Deutschland bis hin zu einem Sommer auf einer Bergalm.

Rainer, sitzt du schon?

Ich sitze. Auch bequem. 

Vor 33 Jahren hast du an der damaligen Fachhochschule angefangen. Kannst du dich noch an deinen ersten Tag erinnern?

Ja, das kann ich. Ich bin morgens, ich glaube, um halb acht, hier angekommen. Dann wurde ich vom damaligen Werkstattleiter Walter Nolte empfangen. Er hat mir eine kurze Einweisung gegeben und mir dann fünf Auszubildende in die Hand gedrückt mit den Worten: „Sie machen das schon.“

Wie hat sich die Hochschule seither verändert?

Am Anfang war es für mich sehr schwierig, hier reinzukommen. Ich empfand die Hochschule als sehr konservativ und stocksteif. Das hat sich im Laufe der Jahre absolut verändert. Heute finde ich die Hochschule offen, vielfältig, bunt – manchmal ein bisschen schrill. Aber genau so ist sie richtig gut.

A oder E?

A

Wandern oder Fußball?

 Beides.

Doppelkopf oder Skat?

Skat.

Bayern oder Dortmund?

Dortmund. 

Andreas Möller oder Lars Ricken?

Lars Ricken.

Roman Weidenfeller oder Jens Lehmann?

Roman Weidenfeller.

Norbert Dickel oder Marco Reus?

Norbert Dickel.

Wie viele Auszubildende hast du im Laufe der Jahre ausgebildet?

Es waren 63. Davon zehn Frauen. Und alle, die die Prüfung angetreten haben, haben bestanden, sowohl praktisch als auch theoretisch. 

Wie haben sich die Azubis im Laufe der Zeit verändert?

Es gab sehr unterschiedliche Generationen. Am Anfang waren sie noch relativ normal gekleidet. Später hingen die Hosen in der Kniekehle, es gab ausgefallene Schuhe, dann Käppis oder sogar Schlafanzüge mit Adiletten. Heute finde ich die Jugend normal gekleidet.

Du bist selbsternannter „Ausbilder mit Herz“. Was bedeutet das für dich?

Für mich bedeutet das, dass sich die Auszubildenden wohlfühlen, dass jeder den Raum hat, sich zu entfalten. Und dass man die Liebe zum Handwerk vermittelt. Das geht nur mit Herz – deswegen „Ausbilder mit Herz“.

Und was bedeutet dir die Ausbildung junger Menschen allgemein?

Es ist verantwortungsvoll und prägt die jungen Leute in einer Phase, in der sie noch sehr formbar sind. Alles, was man sagt und vorlebt, hat Konsequenzen, sowohl sozial als auch fachlich.

Hast du auch von den Auszubildenden gelernt?

Sehr viel. Viele Lebensgeschichten und Erfahrungen haben mir neue Perspektiven gegeben.

Du hast auch Menschen mit Migrationshintergrund ausgebildet. Wie war das?

Ja, wir hatten Azubis aus Syrien und Afghanistan. Da mussten wir unseren Ausbildungsstil teilweise anpassen. Aber es war eine absolute Bereicherung. Ihre Geschichten waren oft bedrückend, aber sie haben uns gezeigt, wie gut wir es hier in einer Demokratie haben – mit Sicherheit, Wohlstand und Freiheit.

Gas oder Elektrode?

Elektrode

Alu oder Stahl?

Stahl. Obwohl Alu auch cool ist.

Bunt oder Latz?

Bunt.

Pfeile oder Flex?

Pfeile 

Hammer oder Fäuste?

Hammer.

WIG oder MIG?

 WIG.

Gaffer oder WD-40?

WD-40.

Gabelstapler oder Schubkarre?

Schubkarre.

Du hast mit deinem Team auch immer Projekte begleitet.

Ja, ein besonderes Projekt war das Gegenwindfahrrad 2008, unter der Leitung von Professor Winkler. Wer hätte gedacht, dass so viele Jahre später immer noch von den Medien angefragt wird. Und dann haben wir drei Jahre in Folge kleine Windkraftanlagen für einen Wettbewerb gebaut, bei dem wir jedes Mal den ersten Platz belegten. Wir haben viele mechanische Bauteile gefertigt – das hat die Umsetzung überhaupt erst ermöglicht.

War die Verbindung zwischen akademischem Forschen und handwerklicher Umsetzung schon immer gut?

Ja, der Austausch war schon immer gut. Besonders bereichernd war es, die Vielzahl an Ideen und Ansätzen der Studierenden zu begleiten. Das hat den Arbeitsplatz über die Jahre so spannend gemacht. Und es freut mich, dass die Hochschule zur Ausbildung steht. Mit dem Zusammenschluss von Werkstatt und TechShop sind die Kollegen und Kolleginnen gut aufgestellt für die Zukunft. 

Kaffee oder Tee?

Wir starten mit Kaffee und schwenken dann auf Tee.

Kakao mit Rum oder ohne?

Mit Rum.

Peter Maffay oder Phil Collins?

Beide. 

„Über sieben Brücken“ oder „Sailing“?

Eiszeit.

Du gehst nun in den Ruhestand. Ist deine zwölf Meter lange Werkbank leer?

Fast abgearbeitet, ja.

Weißt du schon, was du an deinem ersten Ruhestandstag machen wirst?

Frühstücken. dann fahren wir nach Dagebüll und gehen auf dem Deich spazieren.

Welche Pläne hast du noch?

Wandern durch Deutschland, längere Fahrradtouren, und ich hätte Lust, für ein paar Wochen auf einer Bergalm zu arbeiten.

Sicherheit oder Abenteuer?

Sicherheit. 

Erste Halbzeit oder zweite Halbzeit?

Dritte Halbzeit.

von Kristof Gatermann