
Ich habe die Angst vor den technischen Fragestellungen verloren, weil ich gemerkt habe, dass man sich in alles reinarbeiten kann und es kein Hexenwerk ist.
Johanna Suhr hat 2008 ihren Abschluss in Biotechnologie-Verfahrenstechnik mit dem Schwerpunkt Verfahrenstechnik an der Hochschule Flensburg gemacht. Ihren jetzigen Arbeitgeber - die Atec Pharmatechnik GmbH aus Sörup - lernte sie bereits im Studium kennen.
Was machst Du gerade? Wie verlief dein (beruflicher) Weg nach dem Studium bei uns?
Ich bin Projektmanagerin in der Fertigungsplanung für externe Lieferanten bei Atec Pharmatechnik GmbH in Sörup. Atec fertigt und installiert Anlagen für die Pharmaindustrie. Diese Anlagen dienen der Aufbereitung (waschen, sterilisieren, trocknen, kühlen) von pharmazeutischen Verschlüssen (z.B. Stopfen), damit diese dann keimfrei mit dem Medikament in Berührung kommen dürfen (z.B. in Spritzen). Ich übernehme die Kommunikation mit unseren Lieferanten, von denen wir Teile für diese Anlagen beziehen. Ich habe aber auch schon andere Stationen bei Atec durchlaufen: Eingestiegen bin ich vor 16 Jahren ganz klassisch als Projektingenieurin. Den Einstieg bei Atec habe ich über meine Diplomarbeit gefunden, die sich um die Restfeuchtebestimmung der Stopfen innerhalb der Maschine drehte.
Inwiefern hat dich dein Studium auf deinen Job vorbereitet?
Ich habe in meiner Schule damals im 12. Jahrgang ein Plakat gesehen, auf dem für den Studiengang Biotechnologie-Verfahrenstechnik geworben wurde. Die abgebildete DNA darauf kannte ich aus dem Bio LK und da mir das Thema gefiel, bekam ich Lust auch in diese Richtung zu studieren. Als ich dann im ersten Semester meinen Stundenplan sah, war ich wirklich überrascht, welch großen Anteil die technischen Fächer wie Thermodynamik oder mechanische und chemische Verfahrenstechnik hatten. Zum Glück gab es Laboringenieure wie Holger Blawatt, die uns mit ihren Übungen das weite Feld der Berechnung der technischen Aufgaben nahebrachten und ich war selbst überrascht, wie leicht mir diese Fächer fielen, wenn man das Prinzip der Aufgaben und die Berechnungen erstmal verstanden hat.
Ich habe solche Lust auf Technik bekommen, dass ich mich nach meinem Grundstudium sogar für Verfahrenstechnik als Schwerpunkt entschied. Somit habe ich die Angst vor den technischen Fragestellungen verloren, weil ich gemerkt habe, dass man sich in alles reinarbeiten kann und es kein Hexenwerk ist. Natürlich hilft mir diese Einstellung viel im Berufsleben. Als Projektingenieur muss man viele Themen verstehen, um sie mit dem Kunden oder Lieferanten zu besprechen und die Lösungsfindung zu ermöglichen.
Was ist dein Rat für alle, die gerade ihr Studium begonnen haben oder überlegen, ob und was sie studieren wollen?
Ich denke, dass man auf seinem Berufsweg irgendwann dorthin kommt, wo man sich am besten einbringen kann. Man kann am Anfang des Studiums nie wissen, was einen erwartet. Also, wenn dich etwas interessiert, trau dich einfach loszulegen. Das Studium ist erst der Anfang. Es gibt so viele Möglichkeiten nachher seinen beruflichen Weg zu finden. So habe ich als Teamcoach viel Kontakt mit Menschen gehabt, und nicht nur Technik gemacht. Das hat mir gut gefallen. Wenn ihr mit dem Studium gestartet seid, geht auf die Erstsemester Partys, findet eine gute Lerntruppe (neben einer guten Feiertruppe 😉). Geht auf die Kohl- und Pinkeltour. Dort kommt man auch immer mit den Profs ins Gespräch. An dieser Hochschule ist man nicht nur eine Nummer, man bekommt gute Fördermöglichkeiten, weil es viel persönlichen Kontakt zu den Lehrenden gibt. Und sprecht englisch, wann immer es geht. Gerade in der Zusammenarbeit mit internationalen Kunden/Lieferanten werdet ihr englisch brauchen.