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Von der Gesundheits- und Krankenschwester zur Professorin: Britta Blotenberg denkt Pflege neu

Britta Blotenberg hat ihre Leidenschaft für die Pflege von der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenschwester bis zur Professur an der Hochschule Flensburg verwirklicht. Mit einem neuen Studiengang will sie das Image des Pflegeberufs stärken und notwendige Innovationen vorantreiben.

Ein Porträt von Britta Blotenberg
"Wir benötigen zukünftig Pflegefachpersonen mit anderen Kompetenzen als bisher", sagt Britta Blotenberg.

Pflege ist ihre Profession. Nach dem Abitur absolviert Britta Blotenberg eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenschwester, versorgt die Menschen, die Unterstützung benötigen, und lernt den Beruf zu schätzen. Anschließend möchte sie ihre Erfahrungen wissenschaftlich untermauern. Sie studiert zunächst Pflegemanagement in Fulda. "Da stand aber das Management, die Sicht auf Kosten und Nutzen im Fokus", sagt Blotenberg. Für sie steht der Mensch im Mittelpunkt. Sie wechselt zur Pflegewissenschaft an die Universität Witten/Herdecke. Auf Bachelor-, Master- und Doktortitel folgt nun die Professur für Pflege an der Hochschule Flensburg. 

Hier an der Flensburger Förde baut sie - zusammen mit ihrer Kollegin Prof. Dr. Beatrice Podtschaske - einen Pflegestudiengang auf. Pflegefachpersonal wird künftig im Hörsaal und in unterschiedlichen Praxiseinsätzen ausgebildet. "Wir benötigen zukünftig zu dem bisherigen Skills-Grade-Mix weitere Pflegefachpersonen mit anderen Kompetenzen als bisher. Nicht um zuletzt auch dem Fachkräftemangel zu begegnen", sagt Britta Blotenberg vom Institut für eHealth und Management im Gesundheitswesen (IEMG) an der Hochschule Flensburg. Die Akademisierung der Pflege ist fast überall in der Europäischen Union Standard. "Es muss in Deutschland einen Wandel geben", sagt Blotenberg. Menschen, die im Pflegebereich arbeiten, müssten ihr Handeln viel mehr reflektieren, sollen Strukturen und Prozesse hinterfragen und verändern können. Sie sollen in der Lage sein, wissenschaftliche Studien zu recherchieren, zu verstehen und deren Erkenntnisse anzuwenden. "Nur so kann es zu notwendigen Innovationen im deutschen Gesundheitswesen kommen." Letztlich geht es auch um die Durchführung heilkundlicher Tätigkeiten, die bisher exklusiv den Ärzt*innen vorbehalten sind.

Ich habe während meiner Ausbildung viel Positives kennengelernt, viel Menschlichkeit erfahren

Prof. Dr. Britta Blotenberg

Britta Blotenberg hat derzeit alle Hände voll zu tun mit dem Aufbau des Studiengangs. Es sind noch Stellen zu besetzen, ein Pflegelabor aufzubauen, Gespräche mit Praxispartner*innen zu führen. Wer mit der 41-Jährigen spricht, spürt, wie sehr ihr die Pflege Berufung ist. "Ich habe während meiner Ausbildung viel Positives kennengelernt, viel Menschlichkeit erfahren", erzählt Blotenberg. Es ist auch das Image des Pflegeberufes, das sie mit aufpolieren möchte. Weg vom Blick auf die Probleme, hin zu den positiven Effekten der Pflege. Während ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit hat Blotenberg etwa die Präventiven Hausbesuche modellhaft implementiert und evaluiert. "Wir haben darlegen können, dass Präventive Hausbesuche, die von akademisch qualifizierten Pflegefachpersonen durchgeführt werden, signifikant -also nachweisbar- positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit von Senior*innen haben. Menschen ohne bisher festgestellten Pflegebedarf, die ohne konkreten Anlass in ihrer Häuslichkeit aufgesucht werden, empfinden insbesondere das Gefühl von Wohlbefinden, da sie soziale Teilhabe (wieder-)erleben und gesehen werden, und das Gefühl von Zufriedenheit, da sie eine Kontaktperson, die sich kümmert, vor Ort haben. Hierdurch wird auch der Wunsch nach Kontinuität dieses Angebots gestärkt. Aufgrund dieses niedrigschwelligen Beratungs- und Begleitkonzepts wird zudem der Prozess des Empowerments ausgelöst. Die Senior*innen gewinnen an Selbstvertrauen und erlangen dadurch das Gefühl der Selbststärkung. All das trägt zur Gesundheitsförderung und -erhaltung bei und ermöglicht demnach, dass sie länger ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben in ihrer gewohnten Umgebung führen können." Auch Angehörige, die gesamte Familie in den Blick zu nehmen, gehört für Blotenberg dazu, wenn man Pflege verbessern will. Überhaupt die Frage: Wer hat welche Bedürfnisse und Bedarfe im Beziehungsgeflecht zwischen Patient*innen, Angehörigen, Pflegefachpersonen - das nimmt Blotenberg immer auch aus wissenschaftlicher Sicht ins Visier. "Die betroffenen Personen sollen auf Augenhöhe mitsprechen können und dürfen", ist Blotenberg überzeugt. 

Britta Blotenberg sagt, "Menschen unterstützen zu wollen, war schon immer in mir." Zunächst wollte sie dies als Polizistin tun, schließlich aber als Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Pflegewissenschaftlerin. Nun prägt sie mit ihrem Engagement den neuen Studiengang in Flensburg. - und künftig die Pflegefachpersonen von morgen.