Beatrice Podtschaske hat ihre Berufung im Gesundheitswesen gefunden und sich voll darauf eingelassen. Die Professorin für Management im Gesundheitswesen & eHealth an der Hochschule Flensburg, baut nun den neuen Pflege-Studiengang auf, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Was sie antreibt.
Entweder die Leidenschaft ist da, oder nicht. Verfällt ihm mit Haut und Haaren. Das passierte Beatrice Podtschaske. „Es war so spannend und inspirierend, dass ich nicht anderes machen wollte“, sagt die 47-Jährige. Die Rede ist vom - Gesundheitswesen. Ein komplexes Feld mit vielen verflochtenen Interessen und oftmals schlechten Arbeitsbedingungen. Das zu verbessern, damit Ärzt*innen und Pflegekräfte ihre Patient*innen optimal versorgen können, hat sich Podtschaske zur Aufgaben gemacht.
Seit 2021 ist Beatrice Podtschaske Professorin für Management im Gesundheitswesen & eHealth an der Hochschule Flensburg. Zusammen mit ihrer Kollegin Prof. Dr. Britta Blotenberg baut sie derzeit am Institut für eHealth und Management im Gesundheitswesen (IEMG) den neuen Pflege-Studiengang auf. Mit der Akademisierung der Pflege wollen sie den Fachkräftemangel von morgen bekämpfen. „Wir bilden die Generation aus, die Pflege neu denkt“, sagt Podtschaske. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Digitalisierung, die Frage, wie Technologie, beispielsweise in Form von Künstlicher Intelligenz, das Zusammenspiel von Mensch und Technik verbessern kann. Dazu, so Podtschaske, brauche es nicht nur Projektmanager, sondern auch die Menschen vor Ort, im Krankenhaus, auf der Station, die die digitale Transformation mittragen, vorantreiben können. Die die Anforderungen an Pflege und Technologie verstehen und in der Praxis zusammenbringen. Künftig sollen diese Fachkräfte in Flensburg ausgebildet werden – im Hörsaal und am Krankenbett.
Prof. Dr. Beatrice PodtschaskeWir bilden die Generation aus, die Pflege neu denkt
Nach ihrem Abschluss zur Diplomkauffrau an der TU Berlin 2004 landete Beatrice Podtschaske bei einer Unternehmensberatung, die spezialisiert war auf das Gesundheitswesen. Das Consulting war nicht ihre Welt, wohl aber das Gesundheitswesen. „Da geht es um Menschen, das hat eine Sinnhaftigkeit. Da möchte ich hin“, erinnert sich die gebürtige Berlinerin an ihre Richtungsentscheidung. „Ich bin nicht der Typ für die Patientenversorgung, aber mich haben die Menschen inspiriert, die als Ärzte oder Pflegekraft arbeiten. Die wollte ich unterstützen, in der zweiten Reihe sozusagen, damit sie bestmöglich für ihre Patienten da sein können“, so Podtschaske. So ging sie nochmal zur Uni für eine Promotion mit Fokus auf das Gesundheitswesen.
Als promovierte Arbeitswissenschaftlerin führte sie ihr Weg in die USA. Als Harkness-Stipendiatin forschte sie in Harvard, anschließend am Clinical Excellence Research Center in Stanford. Schließlich wollte Sie nicht nur lernen, wie bessere Patientenversorgung aussehen kann, sondern auch mit anpacken, die Veränderungen mitgestalten - da wo es zählt. Also wechselte Sie in das Universitätsklinikum von Stanford in die Patientensicherheit. Und dann kam die einmalige Chance in einem medizintechnischen Unternehmen im kalifornischen Silicon Valley eine Nutzerforschungsgruppe aufzubauen. Mit ihrem Team hat Sie Nutzeranforderungen an Gesundheitstechnologien, wie Chirurgieroboter und Apps, identifiziert und Empfehlungen entwickelt, wie diese Technologien besser in die Patientenversorgung integriert werden können.
Prof. Dr. Beatrice PodtschaskeIch bin nicht der Typ für die Patientenversorgung, aber mich haben die Menschen inspiriert, die als Ärzte oder Pflegekraft arbeiten
Aber nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht waren ihre rund acht Jahre in den USA prägend. Beatrice Podtschaske kam zur Widerwahl von Präsident Barack Obama in die Vereinigten Staaten. „Obwohl Obama Gesundheit zum Wahlkampfthema gemacht hat, wurde er wiedergewählt und hat eine der größten Reformen im Gesundheitswesen des Landes durchgesetzt“, erzählt Podtschaske. Sie habe die Entfaltung der Reform begleiten können, in einem Land, in dem Gesundheit ein Privileg ist, der Zugang zu Versorgung und Kliniken oftmals vom Geldbeutel abhängt. Nicht erst damals sei ihr bewusst geworden, dass der Zugang zur Gesundheitsversorgung in Europa eine Selbstverständlichkeit sei. „Aus dem Grundgesetz leitet sich sogar ein Grundrecht darauf ab.“
Dieses System gerät aber zunehmend unter Druck, findet Beatrice Podtschaske. Der Wunsch aller sei es, gesund immer älter zu werden und ohne Krankheit zu sterben. Dazu gebe es spannende Entwicklungen, auch technologischer Art, in der Therapierbarkeit von Krankheiten wie Demenz oder Krebs. „Die Fortschritte treffen jedoch auf einen demografischen Wandel. Die Zahl der Betroffenen steigt, ebenso wie der Mangel an Fachkräften“, sagt Podtschaske. Das ist eine Herausforderung, die sie spannend findet, die sie angehen will. Der sie verfallen ist, könnte man sagen. Mit Haut und Haaren.