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"Künstliche Intelligenz ist kein Selbstzweck": Für die Fallstricke der KI sensibilisieren

Jan Gerken forscht und lehrt zu Sprachmodellen, die mittels Künstlicher Intelligenz helfen, unendliche Datenmengen zu ordnen. Über das landesweite KI Anwendungszentrum sollen die Kompetenzen des Professors für Data Science auch den Unternehmen zu Gute kommen.

Portträtbild von Jan Gerken
KI kann Entscheidungsprozesse unterstützen. "Allerdings würde ich die endgültige Entscheidung nicht einer KI überlassen", sagt Jan Gerken.

Jan Gerken hat sich eine kleine Applikation programmiert. Der Professor für Data Science muss lediglich ein Wort tippen und erhält eine passende Programmier-Aufgabe zu einem festgelegten Schweregrad für seine Studierenden, samt Musterlösung und Erläuterung. Ist das Künstliche Intelligenz? Ja, schon! Einer Maschine wird beigebracht, Bedeutungen zu erfassen. Maschinelles Lernen eben, der Kern der derzeitigen KI. Aber grundsätzlich sagt Jan Gerken:  "Wenn eine Anwendung ein Problem löst, ist es egal, ob es eine KI ist."

Natürlich taucht die Frage, was denn nun eigentlich Künstliche Intelligenz ist, in fast jedem Gespräch auf, in dem es um Maschinen geht, die menschliches Verhalten imitieren. Und wie viele andere Gesprächspartner*innen weist Jan Gerkens Antwort darauf hin, dass es keine klare Definition gibt. Dass der Einsatz von KI in einem breiten Spektrum stattfindet. Zwischen Robotern, die Menschen in Krankenhäusern behandeln können und Sprachmodellen, die helfen, unendliche Datenmengen zu systematisieren.    

Wenn eine Anwendung ein Problem löst, ist es egal, ob es eine KI ist.

Jan Gerken

Hier setzt Jan Gerkens Lehr- und Forschungsinteresse an. Mit der Verarbeitung natürlicher Sprache hat er sich schon früh beschäftigt. In den vergangenen Jahren hat sich dieser Bereich stark weiterentwickelt, nicht zuletzt mit der Einführung von ChatGPT. "Das Potenzial geht jedoch darüber hinaus", sagt Gerken. So kann die Sprachverarbeitung von Sprache zur (Teil-)Automatisierung wissensintensiver Prozesse genutzt und Routineaufgaben unterstützt werden. So wie es Gerken mit seinem Aufgabengenerator gemacht hat. "Gleichermaßen stellt die Verarbeitung von Sprache eine Unterstützung im Umgang mit der Informationsflut dar und es können Dokumentenlandschaften mit entsprechenden Verfahren exploriert und schneller erfasst werden", erklärt der Professor. Indem Themen in Dokumenten identifiziert und diese gruppiert werden, können Daten neu kombiniert werden - und so Entscheidungsprozesse unterstützen. "Allerdings würde ich die endgültige Entscheidung nicht einer KI überlassen. Aber ihr Einsatz bietet eine schnellere Orientierung in Dokumentensammlungen", so Gerken.     

Seine Expertise im Bereich des maschinellen Lernens bringt Jan Gerken im KI Anwendungszentrum, einer Verbundinitiative der schleswig-holsteinischen Hochschulen, ein. Hier finden Unternehmen, öffentliche Einrichtungen oder StartUps Rat bei Fragen rund um die KI. Gerken sieht neben technischen Fragen auch viel Aufklärungsarbeit auf ihn und seine Kolleg*innen zukommen. Denn: "KI darf kein Selbstzweck werden", sagt er. Man müsse immer auch schauen, ob es nicht andere Weg zur Lösung von Problemen gebe. Genüge etwa eine Umstellung von Prozessen innerhalb eines Unternehmens. Auch gehe es um Fragen des Datenschutzes und die Richtigkeit von durch ChatGPT und Co. generierte Dokumente. Zwar können derartige Modelle derzeitig schon die Bedeutung von Worten erfassen und erkennen, welche Worte sich nahe sind (Lehrer und Pädagoge). Allerdings gibt es auch noch Herausforderungen zu bewältigen. " Sie sagen auf statistischer Wahrscheinlichkeit das nächste Wort voraus. Dabei sind die Informationen nicht immer richtig - Sprachmodelle können beispielsweise Informationen erfinden - sie „halluzinieren“ - oder veraltete Informationen enthalten", erklärt Gerken. "Für diese Probleme und Fallstricken wollen wir sensibilisieren und nach Möglichkeit Lösungen anbieten“.    

Info:

Das KI-Anwendungszentrum Schleswig-Holstein ist eine landesweite Einrichtung und wird durch eine Förderung aus dem Landesprogramm Wirtschaft 2021-2027 mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und mit Landesmitteln des Landes Schleswig-Holstein ermöglicht. Unter Federführung der CAU soll so in den nächsten Jahren der Transfer von der Wissenschaft in die Praxis weiter gestärkt werden. Das landesweite KI-Anwendungszentrum bündelt KI-Know-How und bietet kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), Erfinder*Innen und Startups in Schleswig-Holstein einfachen und unkomplizierten Zugang zu den KI-Kompetenzen der Hochschulen des Landes. Die Hochschule Flensburg bringt maßgeblich ihre Kompetenzen in den Bereichen KI-Infrastruktur, Management von KI und Sprachverarbeitung ein.

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