Das 4. Flensburger Symposium „Food & Biotech“ widmet sich der neuen Bio-Verordnung der Europäischen Union. Expert*innen aus verschiedenen Branchen gewähren im Rahmen des Symposiums einen Überblick über die Vielzahl der Neuregelungen und spezifische Fragestellungen bei der Erzeugung ökologischer Lebensmittel.
Alles Bio oder was? Immer mehr Produkte erhalten das Siegel „biologisch“, aber in den Supermarktregalen nehmen nach wie vor konventionelle Lebensmittel den größten Platz ein. Umfragen bestätigen regelmäßig, dass Verbraucher*innen gerne auf ökologisch hergestellte Produkte zugreifen oder dies in Zukunft häufiger tun möchten.
Für die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat Niklas Bergmann, Junior Manager bei der GfK Consumer Panels & Services in Nürnberg, das reale Einkaufsverhalten der Verbraucher*innen ausgewertet und wird die Situation und Entwicklung des Marktes von ökologisch hergestellten Produkten präsentieren. Über diesen Auftakt zum 4. Flensburger Symposium „Food & Biotech“ freut sich Prof. Dr. Andreas Nicolai besonders, ermöglicht diese Auswertung doch, den heutigen und tatsächlichen Stellenwert ökologisch hergestellter Produkte in der Gesellschaft einzuordnen.
Es wird unübersichtlicher
Hinzu kommt: Seit Beginn des Jahres verstärkt eine neue Bio-Verordnung der Europäischen Union (EU) die Unübersichtlichkeit bei der Umsetzung der Vorgaben für die Landwirtschaft und das verarbeitende Gewerbe ökologischer Produkte. Zeit, für ein wenig Ordnung zu sorgen, hat sich der Professor für Lebensmittelprodukttechnologie gedacht und das 4. Symposium „Food & Biotech“ an der Hochschule Flensburg eben jener neuen EU-Verordnung und ihrer Umsetzung gewidmet.
Wie auch in den vergangenen Jahren bringt Nicolai namhafte Expert*innen aus verschiedenen Branchen und Fachrichtungen bei dem Symposium für eine umfassende Diskussion aktueller Themen zusammen. Was sich fortan mit der neuen EU-Bio-Basisverordnung und deren Durchführungsvorschriften für Unternehmen der Branche ändert, erläutert Dr. Clemens Comans, der Studierenden der Biotechnologie, Lebensmitteltechnologie und Verfahrenstechnik künftig auch als Honorarprofessor seine lebensmittel- und futtermittelrechtliche Expertise zur Verfügung stellen soll. Die Rechtslage für die Herstellung ökologisch erzeugter Lebensmittel werde, so Dr. Comans, nicht nur strenger, sondern aufgrund der Vielzahl an Durchführungsvorschriften auch unübersichtlicher. Sein Beitrag soll Interessierten daher einen Überblick über die gesetzlichen Anforderungen bieten, wobei auch auf praktische Fragestellungen bei der Erzeugung und Verarbeitung ökologischer Lebensmittel, z. B. die Besonderheiten bei der Verwendung von nicht ökologisch erzeugten Zutaten oder die Verwendung von Zusatzstoffen, eingegangen werden soll.
Algen im Salat
Nach diesem Überblick stellt sich die Anschlussfrage: Wie müssen Betriebe die neuen Vorgaben umsetzen und wie ist es zu bewerten, wenn sie dazu (noch) nicht in der Lage sind? Der Agrarwissenschaftler Dr. Georg Eckert, Kontrollstellenleiter der ABCERT AG und Präsident des Verbandes europäischer Biokontrollstellen (EOCC), wird dazu seine Einschätzungen abgeben.
Über die Chancen und Grenzen bei der Herstellung von Bio-Produkten referiert Frank Thiemar, bei WEBER Maschinenbau im Vertrieb tätig. Andreas Nicolai erwartet hier eine durchaus kontroverse Debatte, da es um den Einsatz von ionisierender Strahlung zur Fremdkörperdetektion und Prozessoptimierung von ökologisch hergestellten Lebensmitteln geht. Ein Verfahren, das von Bio-Verfechter*innen strikt abgelehnt wird. Worauf es bei der Herstellung von Bio-Aromen und -Gewürzen ankommt, erklärt Dr. Alexander Stephan, bei der Firma VAN HEES als Produktentwickler tätig.
Am Ende des Symposiums stellt Dr. Rafael Meichßner, der sich bei den Firmen Coastal Research and Management und oceanBASIS GmbH in Kiel mit der Kultivierung von Algen sowie der Entwicklung und Vermarktung von Algenprodukten beschäftigt, die Verarbeitung und der Handel von Bio-Algen in den Mittelpunkt. „Ein spannendes Thema“, findet Nicolai, „denn ich glaube, dass mittel- oder langfristig Algen feste Bestandteile unserer Ernährung sein könnten und unser „Salat“ nicht zwingend auf dem Acker kultiviert worden sein muss.“