Wenn die beiden neuen Hochschulseelsorger Peter Rönndahl und Jonas Borgwardt zur Campelle gehen, dann zeigt sich Ihnen derzeit ein eher tristes Bild des Flensburger Hochschulcampus.Dort, wo sonst das Hochschulleben pulsiert, dort wo mehr als 10.000 Menschen studieren und arbeiten, herrscht gähnende Leere.
Wenn die beiden neuen Hochschulseelsorger Peter Rönndahl und Jonas Borgwardt zur Campelle gehen, dann zeigt sich Ihnen derzeit ein eher tristes Bild des Flensburger Hochschulcampus.
Dort, wo sonst das Hochschulleben pulsiert, dort wo mehr als 10.000 Menschen studieren und arbeiten, herrscht gähnende Leere. Büros, Labore und Hörsäle sind größtenteils verschlossen. Die Corona-Pandemie hat das Hochschulleben seit Monaten stark eingeschränkt. Der Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden findet seit März größtenteils im Netzt digital und online statt. Das funktioniert mittlerweile sehr gut. Vorlesungen und Prüfungen finden statt, auch die Verwaltung arbeitet größtenteils aus dem Homeoffice.
Doch diese Pandemiesituation hinterlässt mittlerweile leider auch ihre Spuren bei den Menschen, sagt Jonas Borgwardt, seit Oktober der neue Hochschulseelsorger in Flensburg und Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde (HSG). „Besonders das ständige Zuhause sein und das Fehlen realer sozialer Kontakte macht Studierenden wie Lehrenden zu schaffen. Etwas besser dran sind Studierende, die in einer WG wohnen. Grundsätzlich besteht ein Mangel an echter Begegnung und lebendiger Beziehung – beides Dinge, die das menschliche Leben an sich ausmachen“, erzählt Jonas Borgwardt. Einige Menschen suchten das Gespräch nicht aufgrund einer schwerwiegenden persönlichen Krise oder akuter Fragen, sondern bräuchten überhaupt mal jemanden, mit dem sie sprechen können, der ihnen einen Kaffee einschenkt und zu dem sie mal die eigenen vier Wände verlassen müssen.
Besonders schwierig sei es allerdings, Kontakt zu den neuen Erstsemestern zu finden. „Auch finanzielle Probleme kämen hinzu. Einige Studierende haben durch Corona ihre Nebenjobs verloren“, sagt Pastor i.R. Peter Rönndahl, der auch seit Oktober für die evangelische Studierendengemeinde als Seelsorger arbeitet. Beide Geistlichen haben während der Pandemie festgestellt, dass nicht nur Begegnung und Gemeinschaft fehlen, sondern auch oft Selbstmotivation.
„Es ist schwer, sich zuhause zu motivieren, zu lernen, die nächste Online-Vorlesung zu besuchen und digitale Referate mit Menschen vorzubereiten, die man nicht kennt. Die Nutzung von Lernräumen ist ja eingeschränkt und viele Studierende leben auf acht oder zehn Quadratmetern. Da kann ich gut verstehen, dass das Lernen zuhause nicht leichtfällt. Ich versuche, mit dem freitäglichen Angebot eines offenen Lern- und Gesprächsraums etwas Abhilfe zu schaffen. Die ganze Online-Situation mag die Lehre in geeigneter Weise aufrechterhalten – gleichzeitig wächst die Sehnsucht von Studierenden wie von Lehrenden, weniger online leben zu müssen. Es hat sich ja fast alles in die Virtualität verlagert, und da fehlt eben wirkliches Leben in seiner ganzen Fülle,“ so Seelsorger Borgwardt.
Und es fehlten den Studierenden Dinge, die mit dem klischeebelasteten Begriff des Studentenlebens beschrieben werden könnten: Partys, Konzerte, Erlebnis, Aktivität, so die beiden Hochschulseelsorger.
Doch gerade in diesen schwierigen Zeiten wollen Peter Rönndahl und Jonas Borgwardt für alle Hochschulangehörigen ein offenes Ohr haben. „Ich möchte zusammen mit dem Gemeinderat dazu beitragen, dass bewusster wird, dass auf dem Campus ein äußerer (Campelle) und innerer Raum existiert, in dem unabhängig von religiösen und weltanschaulichen Zugehörigkeiten zu Lebensfragen frei gedacht, gefragt, glaubt und diskutiert werden kann“, so ESG-Pastor Peter Rönndahl. Das sei mehr denn je nötig.
Und Jonas Borgwardt ergänzt: „Was Hochschulseelsorge besonders anbieten kann ist das Da-sein: Unvoreingenommen, offen für Begegnung, verlässlich. Das möchte ich in verschiedener Form ausprägen: Im flexiblen Angebot von Gesprächszeiten, in der Vielseitigkeit und Gemeinschaft der KHG sowie in einem guten Dialog von Glaube und Wissenschaft. Mir ist vor allem wichtig, die Würde des Einzelnen hervorzuheben und Menschen Mut zu machen, ihren Weg zu gehen. Ich erlebe häufig Unsicherheiten bei den Studierenden im Umgang mit dem Studium, aber auch in der Lebensgestaltung allgemein. Da braucht es oft Zuspruch, Mut, Unterstützung. Dabei warte ich nicht darauf, bis Menschen auf mich zu kommen, genauso bin auch ich in den Wohnheimen, auf dem Campus und in der Stadt unterwegs und lerne Studierende kennen. Darüber hinaus biete ich auch verschiedene Formen von Gottesdienst an, teils in Verbindung mit den Abenden der KHG oder mit der katholischen Pfarrei in der Stadt“.
Die eigenen Anliegen vor Gott bringen zu können, in einer guten Beziehung zu Gott zu sein, das sei auch ein Angebot der Seelsorge. Dieses ist jetzt auf dem Campus mehr denn je gefragt. Wertschätzung und Unterstützung ihrer Arbeit erfahren die beiden Hochschulseelsorger auch aus den Präsidium der Hochschule Flensburg.
„Gerade in unsicheren Zeiten der Krise bieten derartige Angebote für viele Menschen die Stabilität, die sie sicher durch das Leben, das Studium und die Arbeit bringt. Die Hochschulgemeinden sind damit wichtige Bestandteile für ein gesundes soziales Miteinander auf dem Campus. Sie beleben damit unsere überkonfessionelle betriebene und interreligiös angelegte Campelle – einer echten Besonderheit an deutschen Hochschulen“, sagt Dr. Christoph Jansen, Präsident der Hochschule Flensburg.
Die Kontaktdaten der Hochschulseelsorger lauten:
Jonas Borgwardt von der KHG:
Telefon: 0461/1440916 und 0163/2487752
E-Mail: borgwardt@pfarrei-stella-maris.de
Webseite: www.khg-flensburg.de
Peter Rönndahl, Pastor i. R. der ESG:
E- Mail: p.roenndahl@esg-flensburg.de
Telefon: 0160 / 96411961
Webseite: www.esg-flensburg.de