Mathe, Glück und Flensburg: Mads Kyed ist neuer Professor an der Hochschule Flensburg. Er schwärmt für ungelöste Gleichungen und seine Heimat.
Nach dem Gespräch mit Mads Kyed ist man verliebt. In die Mathematik. Die Leidenschaft und Begeisterung mit der Kyed von Integral- und Differenzialgleichungen, von komplexen Zahlen und Unbekannten spricht, ist ansteckend. So trocken wie der Rechenkunde zu sein unterstellt wird, ist sie gar nicht. Bei manch einem Studierenden dürfte in den Vorlesungen von Prof. Dr. Mads Kyed der mathematische Funke überspringen.
Der gebürtige Däne lehrt und forscht seit dem laufenden Wintersemester Mathematik an der Hochschule Flensburg. Forschen in Mathe? „Ja, es gibt eine Vielzahl an ungelösten Gleichungen“, sagt Kyed. Zum Beispiel die berühmten Navier-Stokes-Gleichungen. Dabei geht es um ein mathematisches Modell, das die Bewegung von Fluiden, also Gas oder Flüssigkeit, beschreibt. „Wir können die Gleichungen zwar abstrakt lösen“, erklärt Kyed, „aber wir wissen nicht, ob es eine physikalisch sinnvolle Lösung ist, da wir das Modell ja vereinfachen.“ Ginge die Gleichungen – irgendwann – auf, würde das Ingenieure*innen sehr freuen, glaubt Kyed. Denn: Statt den Auftrieb eines Flugzeuges aufwendig im Windkanal zu testen, könnte eine entsprechende Software diesen viel genauer berechnen. Auch könnte man den Wasserwiderstand, dem Schiffe ausgesetzt sind, exakter berechnen – und effizientere Motoren herstellen.
Die Nähe zur Anwendung ist es, die Mads Kyed so begeistert. Sich im Forscherbüro einschließen, um eine Formel für ein theoretisches Problem zu lösen, entspricht dem Familienvater nicht. Und so erzählt er voller Enthusiasmus von seinem derzeitigen Lieblingsprojekt, das er an der Hochschule Flensburg verfolgen will: „Ich will die dämpfende Wirkung von Fluiden auf feste und deformierbare Körper verstehen.“ Verstehen heißt bei Kyed: mathematisch darstellen. Auf eine Gleichung bringen.
Beschäftigen den Mathematiker auch viele ungelöste Formeln, Kyeds Lebensgleichung geht auf: Nach dem Studium in Aarhus war er viel unterwegs. In der Schweiz arbeitete er bei einer Softwareentwicklungsfirma, promovierte an der RWTH Aachen, war Post-Doc in Aachen und Pittsburgh, habilitierte an der Technische Universität Darmstadt, wo er nach Vertretungsprofessuren an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Universität Kassel die letzten vier Jahre als Prof tätig war. Die Nähe zu seiner Heimat Dänemark und seiner Familie zog ihn schließlich nach Flensburg: „Es ist herrlich wieder zurück sein.“