Der Besuch im Landschaftsmuseum Unewatt wird künftig um eine akustische Dimension reicher. Studierende der Hochschule Flensburg haben die Vergangenheit mithilfe modernster Technik hörbar gemacht.
Johann will das Tablet nicht mehr hergeben. Aufgeregt läuft der Fünfjährige durch den Ausstellungsraum im Landschaftsmuseum Unewatt. Er ist auf der Suche nach kleinen Plaketten, an die er das Tablet halten kann, um eine Geschichte zu den Objekten, zu den Räumen zu hören. Johann spielt das digitale Spiel „Spurenbuch“, das von Studierenden der Medieninformatik an der Hochschule Flensburg für das Landschaftsmuseum entwickelt wurde. Junge Besucher sammeln hierbei mittels Tablet „Tonspuren“, wie das Surren eines Webstuhls, um sie in ein virtuelles Sammelalbum zu kleben.
Die geladenen Gäste, die zur Präsentation dieses und eines weiteren studentischen Projekts ins Landschaftsmuseum gekommen sind, müssen warten. Johann will erst noch zu Ende spielen. Aber eine bessere Demonstration für die erfolgreiche Arbeit der Studierenden kann es kaum geben: Johann versteht das Spiel intuitiv – und ist begeistert. Eine zweite Applikation soll die älteren Besucher entlang akustischer Spuren über das Museumsgelände führen.
„Es werden stumme Zeugen der Vergangenheit zum Sprechen gebracht“, sagt Museumsleiterin Inga Latendorf. Die Projekte der Studierenden haben das Ziel, den Besuchern eine akustisch vermittelte Ergänzung und Erweiterung des Museumsrundgangs zu bieten. „Die Apps schaffen eine neue Ansprache, bieten mehr Informationen und ermöglichen auch ganz jungen Menschen den Zugang“, erklärt Latendorf, die begeistert ist von der Kombination modernster Technik mit einem Raum, der sich mit der Geschichte beschäftigt. Sie freut sich, dass die Studierenden ihre Projekte dem Museum zur Verfügung stellen, damit alle Besucher sie zum Beginn der kommenden Museumssaison nutzen können.
Das freut auch Simon Roessler, Dozent für Audio an der Hochschule Flensburg und Leiter des Projekts, an dem aber auch viele andere Lehrende mitgewirkt haben und das von Maja Petersen initiiert wurde: „Es ist schön und wichtig, dass studentische Projekte nicht in der Schublade verschwinden.“ In diesem Projekt wurde sogar die ganze Hochschule mit einbezogen: Die Texte für die „Frau Unne“-App wurden von Mitarbeiterinnen der Hochschulverwaltung eingesprochen. Ingrid Schäfer hat Frau Unne die deutsche Stimme gegeben, Tanja Jensen die dänische, Eike Carstensen schnackt auf Platt und Anja Lehmann auf Englisch. „Wir freuen uns, dass wir unsere Studierenden bei ihren Projekten unterstützen können“, sagt Lehmann.
Die vier Mitarbeiterinnen probierten die neue App dann auch sofort aus. Auf dem Weg durch die Museumslandschaft werden vielfältige Informationen über die verschiedenen Stationen vermittelt. Eine weitere Applikation, eine Unewatch, ist noch in Arbeit.
Frau Unne wurde programmiert von: Sven du Carrois, Yannik Goldgräbe, Dennis Möller und Ewgenij Raider. Am Spurenbuch arbeiteten Marvin Meyer, Jan-Henrik Schenk und Niklas Springhorn.