Im Rahmen einer grenzübergreifenden Zusammenarbeit zwischen der Fachschule für Seefahrt Flensburg und der Syddansk Universität Odense werden im Sommersemester 2016 Studierende des Masterstudiengangs Maritime Technology ausgebildet.
Dieser Studiengang richtet sich im Wesentlichen an Teilnehmer mit Seefahrterfahrung und ist berufsvorbereitend für Positionen an Land gedacht. Durch den Mangel an technischen/ nautischen Inspektoren und um den Übergangs von Seepositionen auf den Betrieb an Land zu erleichtern, wurden die Studieninhalte entsprechend abgefasst.
Das Fach „Sustainable Operation“ wird durch Stefan Rother von der Fachschule für Seefahrt Flensburg unterrichtet und beschäftigt sich mit der Verknüpfung von Schiffssystemtechnik und der Auswirkung von Schiffssystemen auf die Umwelt. Mit insgesamt drei Dozenten wurden Schiffssysteme in einer Life Cycle Analysis durch die Studierenden betrachtet und im Rahmen einer Semesterarbeit vorgestellt. Mit der Software SimaPro wurde z.B. eine batteriebetriebene Hafenfähre mit einer konventionell dieselangetriebenen Fähre gleicher Größe verglichen und die Gesamtauswirkung beider Systeme auf unser Ökosystem dargestellt. Die Analyse beschäftigt sich dabei mit der Auswirkung der Herstellung der Komponenten, der Betriebsphase und der Recyclingphase der Komponenten. Untersucht wurde unter anderem der Einsatz einer Wärmepumpe für das Lüftungssystem der Fähre und dabei insbesondere die Auslegung des Wärmetauschers.
Die Einflüsse der Herstellung von Lithium Ionen Batterien auf die Umwelt und der Energiemix beim Betrieb des elektrischen Propulsionssystems wurden anhand der zukünftigen Szenarien der Stromherstellung betrachtet und analysiert. Im Ergebnis dieser Untersuchung zeigt sich, wie sehr es darauf ankommen wird, welche Form der Energieerzeugung in den nächsten Jahrzehnten zur Verfügung stehen wird und nur wenn die Energieerzeugung durch konventionelle Energieträger, wir Kohle drastisch eingeschränkt wird, werden positive Ergebnisse im Hinblick auf die Ökobilanz eines Batterieantriebs in Bezug auf CO2 Emissionen zu erwarten sein, da unter anderem auch bei der Gewinnung von Lithium negative Umwelteinflüsse feststellbar sind.
Ein weiteres Thema der Life Cycle Analysis war die Betrachtung von unterschiedlichen Ballastwasserbehandlungsanlangen und dabei der Vergleich zwischen UV Radiation und Elektrolyseverfahren.
Alle Themen setzen sich ebenfalls mit existierenden Rechtsvorschriften in der Schifffahrt und deren Rahmenbedingungen für die Themenbereiche auseinander, so dass systemtechnische Herausforderungen, umwelttechnische Auswirkungen und rechtliche Aspekte für Bau, Betrieb und Recycling von Systemen durch die Studierenden erfasst worden sind.
Die teilweise sehr unterschiedlichen Themenkomplexe wurden durch praktische Laborversuche in der Maschinenhalle der Hochschule Flensburg ergänzt und wir möchten an dieser Stelle der HS Flensburg für die Unterstützung danken.
Bei der Durchführung des für alle Beteiligten neuen Kurses zeigten sich hervorragende Synergieeffekte in der Ausbildung von maritimen Fachpersonal und die gezielte Vorbereitung auf Führungspositionen an Land im Rahmen einer deutsch / dänischen Kooperation. Leider wird dieser Studiengang zukünftig in Odense bedingt durch Kostensenkungsmaßnahmen nicht wieder angeboten – es ist jedoch zu überdenken, ob eine Weiterführung in Deutschland möglich ist. Aus meiner Sicht müssten Reedereien und die Zulieferindustrie den Bedarf darstellen, um die Basis für eine Einführung dieser Qualifikationsmaßnahme zu rechtfertigen. Hier wäre eine Diskussion und Meinungsfindung in Foren, wie z.B. dem Maritimen Cluster Norddeutschland oder in Arbeitskreisen des VDR sicherlich eine hilfreiche Maßnahme. Der Autor dieses Betrags steht hierbei gerne unterstützend zur Verfügung und kann gerne per Email: rother@seaworthy.eu kontaktiert werden.