Mord und Totschlag. Aus Neid oder Liebe. Das Verbrechen und seine Motive sind uralt. Die Methoden, den Verbrechern auf die Spur zu kommen, werden immer moderner. Mit der „Virtopsy“ hält seit einiger Zeit die virtuelle Autopsie Einzug in die Rechtsmedizin – und die Informatiker der Hochschule Flensburg arbeiten daran mit.
Um Todesursachen zu ermitteln, werden Menschen seit mehr als 150 Jahren aufgeschnitten, um Organe und Gewebeproben zu entnehmen. „An diesem Vorgehen hat sich fast nichts geändert“, erklärt Dr. phil. Lars Ebert, Informatiker beim „Virtopsy“-Projekt an der Universität Zürich, die in Fragen der virtuellen Autopsie beispielsweise schon die Produzenten der US-Serie „CSI Miami“ beriet. Doch mittlerweile werden forensische Körperscans, also Computertomographien vom Leichnam eingesetzt, währenddessen beispielsweise Kontrastmittel injiziert wird, um die Gefäße sichtbar zu machen, und automatisch Gewebeproben entnommen werden. Dabei hilft eine Art chirurgisches Navigationssystem, die Nadel, die an einem Roboterarm befestigt ist, punktgenau zu setzen, erklärt Ebert, der diese Methoden jetzt bei einem Vortrag an der Hochschule Flensburg vorstellte.
Prof. Dr. Michael Teistler hörte an dieser Stelle ganz genau zu. Denn wenn Maschinen auf Menschen treffen, ist der Medieninformatiker in seinem Element: Human-Computer-Interaction (HCI), Usability und die Visualisierung sind sein Fachgebiete. „Wie können die Daten, die in der virtuellen Autopsie gewonnen werden, effizient und benutzerfreundlich dargestellt werden? An diesen Fragen arbeiten wir mit Lars Ebert und seinem Team“, sagt Teistler. Die Schnittstellenproblematik trete zum Beispiel auch bei der 3D-Tatortrekonstruktion auf, wenn etwa ein Richter den Ort eines Verbrechens mit der Virtual-Reality-Brille in Augenschein nimmt. Im Rahmen des Projektes „Neue Mensch-Computer-Schnittstellen in der Medizinischen Visualisierung“ entwickeln die Hochschule Flensburg und die Rechtsmedizin der Uni Zürich neue Benutzerschnittstellen für die Begutachtung der aufgenommenen (Bild-)Daten. In Kürze erscheint ein gemeinsamer Beitrag in einem internationalen Wissenschaftsjournal.
Die Vorteile der virtuellen Autopsie liegen auf der Hand. Im Normalfall werden weder Extremitäten noch Hals- und Gesichtsbereich obduziert, die tödliche Kugel bleibt womöglich unentdeckt. Neben dem Umstand, dass eine Autopsie destruktiv sei und sich viele Gesellschaften etwa im arabischen Raum oder Israel damit schwer tun, sei lediglich eine zweidimensionale Visualisierung möglich, so Ebert: „Um diese Nachteile zu beseitigen, entwickeln und nutzen wir moderne bildgebende Verfahren.“