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Lasst die Spiele beginnen – neuer Studiengang Interactive Media & Games startet

Michael Teistler im Interview zum neuen Studiengang Interactive Media and Games.

Mit Spaß studiert es sich leichter: Michael Teistler lehrt im Studiengang "Interactive Media & Games", einem von fünf neuen Angeboten zum Wintersemester.
Michael Teistler lehrt im Studiengang "Interactive Media & Games", einem von fünf neuen Angeboten zum Wintersemester.

Im neuen Studiengang Interactive Media and Games stehen Games, Virtual Reality und interaktive Medien im Mittelpunkt – technisch fundiert, gestalterisch anspruchsvoll und praxisnah. Prof. Dr. Michael Teistler, Studiengangsverantwortlicher an der Hochschule Flensburg, erklärt im Interview, wie das Studienangebot entstanden ist, welche Rolle neue Technologien spielen und warum Projektarbeit und Reflexion zentrale Bausteine der Ausbildung sind.

Herr Teistler, was war die Motivation hinter der Entwicklung des Studiengangs Interactive Media and Games?

Die Grundlage war der bereits sehr erfolgreiche Studiengang Medieninformatik – ebenso wie die Angewandte Informatik. In der Medieninformatik haben wir über die Jahre viele Inhalte in Richtung Games, Virtual Reality und verwandte Themen aufgebaut. Uns ist dabei aufgefallen, dass wir schon sehr viele Projekte und Lehrinhalte in diesem Bereich haben, diese aber unter dem allgemeineren Titel „Medieninformatik“ oft nicht die Sichtbarkeit bekommen, die sie verdienen. Deshalb dachten wir, es wäre sinnvoll, dem Ganzen ein klareres Profil zu geben – also stärker nach außen zu kommunizieren, was wir da für spannende Sachen machen.

Wichtig war uns dabei, dass es nicht nur um Games geht, auch wenn der Titel das nahelegt. Der Studiengang heißt bewusst Interactive Media and Games, denn interaktive Medien sind ein genauso großer Bestandteil. Also Systeme, die nicht zwingend Spiele sein müssen – etwa Lernanwendungen, Simulationen, Virtual- oder Mixed-Reality-Anwendungen. Auch Handy-Apps und Webseiten gehören in diesen Bereich. Insofern ist der Studiengang sehr nah an der Medieninformatik, setzt aber neue Schwerpunkte und schafft ein eigenes Profil.

Und was unterscheidet den Studiengang von klassischer Informatik oder einem Design-Studium?

Wir bleiben zunächst unserem Konzept der gleichberechtigten Verbindung von Informatik und Gestaltung treu. Allerdings haben wir aus der Angewandten Informatik einige technische Inhalte stärker integriert, zum Beispiel Aspekte aus dem Software Engineering oder dem Usability Engineering. Dadurch ist der Studiengang insgesamt etwas technischer als die Medieninformatik. Die gestalterischen Elemente sind weiterhin vorhanden, aber der Schwerpunkt liegt klar auf der technischen Umsetzung interaktiver Medien – besonders im Bereich Spieleentwicklung. 

Welche Rolle spielen neue Technologien wie Virtual und Augmented Reality im Studium?

Eine sehr große. Virtual und Augmented Reality sind nicht nur in einem eigenen Modul im vierten Semester verankert, sondern auch stark in Projektarbeiten, Wahlpflichtfächern und Abschlussarbeiten präsent. Viele Themen, die wir bereits erfolgreich in der Medieninformatik entwickelt haben, finden hier ihre konsequente Weiterentwicklung. Virtual Reality baut auf Grundlagen wie Spieleprogrammierung, Game Design oder Computergrafik auf. Genau diese Basis vermitteln wir im Studium.

Die Projektorientierung ist ein zentrales Element. Wie profitieren Studierende davon?

Wir sind eine Hochschule für angewandte Wissenschaften und für diese Art Hochschule ist Praxisorientierung  ja generell typisch aber bei uns ist sie besonders stark ausgeprägt. Studierende arbeiten in den Projekten oft im Team von Grund auf an einem Produkt, sei es ein Spiel oder eine interaktive Anwendung. Dabei geht es nicht nur um das Coden, sondern auch um Projektmanagement, Organisation, Anforderungsanalyse und vieles mehr. Ziel ist es in der Regel, ein wirklich funktionierendes Produkt zu entwickeln.

Der große Vorteil für die Studierenden: Sie wenden ihr Wissen nicht nur theoretisch an, sondern erleben hautnah, wie ein Produkt entsteht – mit allen Herausforderungen, die dazu gehören. Sie lernen also auch Soft Skills wie Teamarbeit, Kommunikation, Konfliktlösung. Und das machen sie nicht nur einmal, sondern in zwei größeren Projekten im Studium und zusätzlich im Berufspraktikum. Das ist sehr praxisnah und realitätsnah.

Lernen die Studierenden dabei auch überfachliche Kompetenzen?

Auf jeden Fall. Die technische Grundlage wird in den regulären Modulen gelegt, beispielsweise in den Programmier-, Game Design- und Usability-Modulen. In den Projekten lernen sie dann, diese Kenntnisse in einem größeren Zusammenhang anzuwenden. Im Rahmen von Hausarbeiten entstehen eher Prototypen von Anwendungen oder Spielen. In den Projekten hingegen denken wir dann stärker produktorientiert: Wie könnte etwas tatsächlich veröffentlicht werden? Das ist eine ganz andere Dimension. Wir haben da auch schon einige Projekte, die es auf Game-Plattformen geschafft haben.

Ein schönes Beispiel ist unser jährlicher Studiengangs-Rundgang – dort sieht man, wie viel Energie und Kreativität in den Projekten steckt. Da präsentieren Studierende die von ihnen entwickelten Anwendungen, Games oder VR-Projekte, die wirklich beeindruckend sind.

Wie begleiten die Dozierenden die individuelle Entwicklung der Studierenden?

Dafür haben wir ein neues, begleitendes Modul geschaffen: „Reflexion, Dokumentation und überfachliche Qualifikation“. Der Name klingt etwas sperrig, aber die Idee dahinter ist sehr gut. Es geht darum, Freiraum für Reflexion und Austausch zu schaffen, sowohl für die Studierenden als auch für uns Lehrende.

Es ist eine Plattform, um unabhängig von den fachlichen Modulen Feedback zu geben und zu erhalten. Auch überfachliche Themen wie Teamdynamik, persönliche Entwicklung oder Studienorganisation finden hier Raum. Dieses Modul läuft vom ersten bis ins sechste Semester und wird von einer festen Bezugsperson, meist dem Programmverantwortlichen, betreut. So entsteht ein kontinuierlicher Austausch. Und das ist aus unserer Sicht dringend notwendig, weil solche Themen im regulären Studienalltag oft untergehen.

Welche beruflichen Perspektiven eröffnen sich den Absolvent*innen?

Wir bauen auf den Erfahrungen aus der Medieninformatik auf, und dort sehen wir: Unsere Absolvent*innen sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt. Ich denke, das wird sich auch hier fortsetzen. Wer in der Games-Branche Fuß fassen will, findet in Deutschland inzwischen viele Möglichkeiten – gerade in Schleswig-Holstein, wo die Branche politisch unterstützt wird. Es gibt viele kleine und mittelgroße Firmen, und auch in Flensburg passiert in dem Bereich einiges. Studierende finden schon während des Studiums interessante Praktikumsstellen.

Aber es geht nicht nur um Games. Auch allgemein im Bereich interaktive Medien – etwa UX-Design, Webentwicklung, AR-/VR-Anwendungen, E-Learning oder Simulationen – gibt es viele Optionen. Besonders interessant ist die Schnittstelle zwischen Gestaltung und Entwicklung. Unsere Absolvent*innen können beides: Sie haben technisches Know-how, aber auch ein gestalterisches Verständnis. Das ist eine Kompetenz, die auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt ist, sowohl in der Kreativwirtschaft wie auch in der Technologiebranche.

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