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Gründungsstrukturen im Wandel: Stärkung der Gründungsförderung am Campus

Aktuelle Daten belegen: Der Campus bleibt ein Ort der kreativen Ideen, Innovationen und starken Partnerschaften. Flensburg entwickelt sich weiter zu einer Heimat zukunftsorientierter Startups mit viel Potenzial.

Stefanie Jordt lehnt an einer Glastür
Stefanie Jordt hat die Gründungsaktivitäten auf dem Campus fest im Blick. – Foto: Marco Knopp, Licht&Feder

Stefanie Jordt zeigt sich optimistisch. Sie verantwortet die Gründungsaktivitäten für die Hochschule Flensburg am Jackstädt-Zentrum Flensburg (JZF). Die Zahlen für den Gründungsradar 2024 des Stifterverbandes wurden gerade im Sommer wieder zusammengestellt. In den vergangenen Jahren konnte der Flensburger Campus stets Spitzenplätze im deutschlandweiten Vergleich der Gründungsförderungen an Hochschulen erzielen – so stand die Hochschule Flensburg zuletzt auf Platz 4 der kleinen Hochschulen; um genau zu sein sogar Platz 1 bei den kleinen, öffentlichen Fachhochschulen. „Auch im Berichtsjahr 2023 verzeichnen wir bemerkenswerte Fortschritte in der Gründungsförderung“, berichtet Jordt. So habe es auch eine deutliche Zunahme gründungsrelevanter Veranstaltungen gegeben – sowohl im Rahmen der Lehrpläne als auch außerhalb. „Dieser Erfolg ist auf das steigende interne Interesse an gründungsrelevanten Themen und das Engagement in Projekten wie dem EXIST-geförderten @ventureDock und auch dem StartUpLab@FH-geförderten Projekts TeStUp zurückzuführen. Zusätzlich hat die gemeinsame Entwicklung des neuen Studiengangs (Arbeitstitel: TeamAcademy) dazu beigetragen, ein noch dynamischeres Umfeld für Gründer*innen zu schaffen“, so Jordt.

Vor mittlerweile 15 Jahren begann die Erfolgsgeschichte der Gründungsaktivitäten auf dem Flensburger Campus – mit der Berufung von Dirk Ludewig auf die Professur für Entrepreneurship und einem ersten kleinen Drittmittelprojekt direkt zu Beginn. Der Gründungsbereich ist bereits seit Entstehung des Jackstädt-Zentrum Flensburg (damals noch: Dr. Werner Jackstädt-Zentrum für Unternehmertum und Mittelstand Flensburg – DWJZ) fester Bestandteil. Nach wie vor treten die Hochschule Flensburg und die Europa-Universität Flensburg hier gemeinsam als Partnerinnen für Unternehmen, Studierende und die Wissenschaft auf, um sich in den Bereichen Unternehmensgründung und Mittelstand in Forschung, Lehre und Wissenstransfer zu engagieren. Über die Jahre hat sich ein weit verzweigtes Gründungsnetzwerk auch über die nationale Grenze hinweg entwickelt, zu dem neben den Hochschulen auch die Industrie- und Handelskammer Flensburg, die lisezwei der WiREG (Wirtschaftsregion Flensburg/Schleswig), die Süddänische Universität Sonderburg, der Sønderborg Vækstråd und das Innovationszentrum Niebüll zählen, die ihre Expertise in sogenannten „Docks“ einbringen. Dort arbeitet gemeinsam unter der Dachmarke „VentureWærft“. Auch hochschulintern hat man sich weiter vernetzt und breiter aufgestellt – zuletzt ist eine enge Kooperation mit dem Centre for Business and Technology in Africa (CBTA) aufgelebt, die in gemeinsamen Projekten. Hochschulextern ist man seit Jahren im StartUp SH e.V. aktiv engagiert, in dem sich die Gründungsunterstützungsszene Schleswig-Holsteins vereinigt hat. 

 

Viele unserer Startups bleiben dem Standort Flensburg treu!

Stefanie Jordt, Director Entrepreneurial Development

Um die Gründungsaktivitäten weiter zu stärken, wurde zu Beginn 2023 die Position der „Director Entrepreneurial Development“ geschaffen, die Stefanie Jordt innehat. Dabei war sie bereits seit 2013 aktiv selbst in der Gründungsunterstützung in verschiedenen Drittmittelprojekten beschäftigt, was in einen fließenden Übergang im Duo mit Prof. Dr. Dirk Ludewig führte. Die Möglichkeit, selbstbestimmt eigene Ideen umzusetzen, fasziniert die studierte Betriebswirtin besonders an Gründungen. „Das kann man nicht in vielen Berufen“, erklärt Jordt, die sich in ihrer Doktorarbeit mit „Hybrid Entrepreneurship“ beschäftigt. Dabei geht es darum, gleichzeitig angestellt und selbstständig zu arbeiten – eine Situation, die auch Jordt selbst lebt: Neben ihrer Tätigkeit für die Hochschule betreibt sie den Hofladen des elterlichen Landwirtschaftsbetriebs.

Zu Beginn standen vor allem App-Ideen im Fokus der Gründer*innen, die sich in der Beratung vorstellten. „Im Laufe der Zeit sind die Gründungen jedoch immer diverser und qualitativ auch besser geworden“, stellt Jordt fest. Ein aktuelles Beispiel ist die Entwicklung von Carbonfahrrädern, die gerade durchstartet. Auch die Zahl sozialer Projekte, die nicht primär auf wirtschaftliches Wachstum abzielen, aber gesellschaftliche Probleme adressieren, hat zugenommen. Besonders auffällig in den Zahlen für 2023 ist der Anteil weiblicher Gründungspersönlichkeiten, der auf beeindruckende 53 Prozent gestiegen ist. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 2023 21 Gründungen verzeichnet. Besonders erfreulich: „Viele unserer Startups bleiben dem Standort Flensburg treu!“ Unternehmen wie Leila, Sonnenblumenhaus, Schoof & Jensen, Atelier Sanchez, Blackbox sowie Jungunternehmen wie Blackbox Classics und die in der lisezwei, dem Technologiezentrum in Flensburg, ansässigen NEOX und epic AI tragen maßgeblich zum innovativen Klima der Region bei. „Das ist ein sehr positives Signal für die Zukunft des Campus“, freut sich Jordt. Trotz personeller Herausforderungen durch ausgelaufene Drittmittelprojekte bleibt der Campus durch gemeinsames Engagement und eine Vielzahl an Angeboten weiterhin attraktiv.

Wie sich diese Ergebnisse in künftigen Rankings niederschlagen, bleibt abzuwarten. „Auch andere Hochschulen im Land arbeiten kontinuierlich daran, ihre Gründungsförderung zu verbessern“, weiß Jordt. Dennoch sei der Campus gut aufgestellt und zeige sich als starker Akteur im Bereich der Gründungsunterstützung.