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EU-Taxonomie-Verordnung - ein Herzensthema für Hochschul-Absolventen

Leif Jessen hat an der Hochschule Flensburg Betriebswirtschaft studiert. In seiner Thesis hat er sich mit der noch jungen Taxonomie-Verordnung der Europäischen Union beschäftigt. Eine herausfordernde Arbeit - die nun mit dem Rossen-Preis ausgezeichnet wurde.

Leif Jessen im Porträtbild
Leif Jessen hat ein breites Verständnis und ein tiefes Interesse für die EU-Taxonomie entwickelt.

EU-Taxonomie-Verordnung. Klingt nicht nach einem Thema, das nahezu ungebremste Faszination auslöst. Doch bei Leif Jessen ist das anders. Wenn man dem 23-Jährigen Absolventen der Hochschule Flensburg zuhört, wie er über das EU-weite System zur Klassifizierung von ökologisch nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten spricht, spürt man: Jessen brennt für das Thema. Kein Wunder also, dass seine Bachelorarbeit zur EU-Taxonomie nicht nur mit einer 1,0, sondern auch mit dem Dr.-Hans-Adolf-Rossen-Preis der IHK Flensburg ausgezeichnet wurde.

Mit der Verabschiedung der Taxonomie in 2020 möchte die Europäische Union Unternehmen dazu bringen, nachhaltiger zu agieren, den grünen Umbau zu forcieren. "Insofern wird das Thema in Zukunft immer wichtiger werden", sagt Leif Jessen. Dass die Verordnung aus Brüssel die Unternehmen aber auch vor Probleme stellt, hat er während eines Praktikums bei KPMG im Rahmen seines Studiums der Betriebswirtschaft an der Hochschule Flensburg erfahren. "Ich habe mitbekommen, dass viele Unternehmen Beratungsbedarf haben. Daher habe ich es als Chance gesehen, mich tiefergehend mit dem Gegenstand zu beschäftigen", erinnert sich Jessen. Und so hat er in seiner Bachelorarbeit die noch junge Berichterstattung nach der EU-Taxonomie-Verordnung auf Branchenbesonderheiten hin untersucht.    

Ich musste mir die methodische Herangehensweise, die Analyse selbst erarbeiten

Leif Jessen

Leif Jessen hat analysiert, welche Kennzahlen, die eine potenzielle Nachhaltigkeit belegen sollen, börsennotierte Nicht-Finanzunternehmen im Berichtszeitraum 2022 gemeldet haben und hat diese innerhalb bestimmter Branchen verglichen. "So können Unternehmen nachvollziehen, wie gut sie im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Branche abschneiden ", erklärt Jessen Zusätzlich stellet er auch die einzelnen Branchen gegenüber, und konnte daraus Branchenbesonderheiten ableiten. Der Hochschulabsolvent hat ebenfalls festgestellt, dass die Unternehmen mit den Anforderungen der Taxonomie-Verordnung noch überfordert seien. "Einige können noch gar nicht leisten, was von ihnen verlangt wird", so Jessen.

Für Leif Jessen war die Arbeit übrigens ebenfalls eine Herausforderung. Ein wenig wissenschaftlich bearbeitetes Thema, kaum empirische Studien, jede Menge EU-Dokumente und Geschäftsberichte, die es zu lesen und bewerten galt. "Ich musste mir die methodische Herangehensweise, die Analyse selbst erarbeiten", erklärt Jessen. Prof. Dr. Lasse Tausch-Nebel, der Jessens Arbeit begleitete, lobt dessen Einsatz: "Ich habe selten Studierende gesehen, welche sich so tief in die Materie eingearbeitet haben und so versiert im Umgang mit den komplexen Regelwerken der EU sind. Auf Mitarbeiter mit einer solchen Expertise sind auch viele Unternehmen aus dem mittelständisch geprägten Schleswig-Holstein demnächst angewiesen, da die Berichterstattung zu Nachhaltigkeitsthemen ab 2025 deutlich ausgeweitet wird. Auch große GmbHs müssen dann nach den Vorgaben von Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und EU-Taxonomie berichten."

Leif Jessen hat ein breites Verständnis und ein tiefes Interesse für die EU-Taxonomie entwickelt. Er möchte die Entwicklung weiterverfolgen, zunächst in seinem Masterstudium an einer Fernuni und in seiner Tätigkeit als Werksstudent bei Hapag Lloyd - später in seinem Beruf. EU-Taxonomie-Verordnung. Für Leif Jessen ist aus einem "guten Thema für eine Bachelorarbeit" eine Herzensangelegenheit mit Zukunft geworden. 

Man sieht Leif Jessen auf einer Videoleinwand vor Publikum. Er ist online zugeschaltet
Bei der Preisverleihung wurde Leif Jessen per Video zugeschaltet, um dem Publikum seine Arbeit zu erklären. – Foto: IHK Flensburg