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Vortrag: Vom Automatenmenschen zur ethischen Maschine

Eckdaten
Start
Ende
D-Gebäude, Raum D5

Vortragstitel

Vom Automatenmenschen zur ethischen Maschine – fachliche und nicht-fachliche Modelle des Mensch-Maschine-Bezugs in kulturhistorisch-linguistischer Perspektive

Referentin

Professorin Dr. Annely Rothkegel, WaK (Wissensarbeit und Kommunikation)

Der Vortrag

Konsens besteht weitgehend darüber, dass wir uns durch Sprache Zugänge zur Erfassung von Realität verschaffen. Weniger verbreitet ist die Vorstellung von einer grundsätzlichen Dynamik der Bedeutungskonstruktion, durch die wir (auch manipulierend) Realität erschaffen, so u. a. im Hinblick auf technische Innovationen (zur Funktion von Fachsprachen vgl. Adamzik 2018). Mit den aktuellen Diskussionen zur Digitalisierung, vor allem zu Industrie 4.0, hat das Verhältnis Mensch-Maschine als öffentliches Thema an Aufmerksamkeit gewonnen. Der Vortrag gliedert sich hier ein und verweist auf lange bestehende Traditionen, in denen die Ideen vom künstlichen Menschen bzw. vom Menschen als Maschine (verstärkt seit der Romantik) stehen.

Zu den Veränderungen solcher zunächst mechanisch bestimmter Maschinenbilder gehört die zunehmende Unsichtbarkeit in Form von datenhandhabenden Algorithmen, deren Funktionsweise, anders als bei Leonardos konkretem Blick in die Maschine (mit der Erfindung der Explosionsdarstellung), für Nutzer und Nutzerinnen – häufig auch im Hinblick auf die Folgen der Anwendung – abstrakt und damit auch offen für Visionen jeglicher Art bleibt. Hier käme die Möglichkeit von Sprache ins Spiel, in einem erweiterten Qualitäts- und Kontextverständnis Unsichtbares (etwa in der Dokumentation) sichtbar zu machen. Eine Grundlage dazu bietet das Konzept der ethischen Maschine (Spiekermann 2016), das (in Anlehnung an ein gängiges Menschenbild) die Maschine in ein Wertesystem einordnet (auch Grimm/Zöllner 2018). Zu diskutieren bleibt, inwieweit der skizzierte theoretisch-linguistische Ansatz in Verbindung mit ethischen Aspekten für Praxisfragen relevant sein kann.         

Literatur

  • Adamzik, Kirsten (2018): Fachsprachen. Die Konstruktion von Welten. Tübingen.
  • Grimm, Petra/Zöllner, Oliver (2018): Mensch – Maschine. Ethische Sichtweisen auf ein Spannungsverhältnis. Stuttgart.
  • Spiekermann, Sarah (2016): Ethical IT Innovation. A Value-Based System Design Approach. Boca Raton, London.

Die Referentin

Nach Promotion und Habilitation in den Disziplinen Linguistik und Computerlinguistik an der Universität des Saarlandes beschäftigt sich Annely Rothkegel weiterhin mit Fragen zur Kommunikation und Verständigung, gesehen durch die Brille der Text- bzw. Diskurslinguistik. Zu den Themen gehören das Verhältnis von Sprache und Wissen, Methoden der Textanalyse und Textproduktion sowie der Experten-Nichtexperten-Kommunikation. Die Untersuchungsgegenstände tangieren sprachliche Modellierungen von Konzepten wie Risiko, Sicherheit, Gesundheit, Nachhaltigkeit oder Digitalisierung.

Sie war in den neunziger Jahren beteiligt an der Mitgestaltung des ersten Vollstudiengangs zur Technischen Dokumentation in der Bundesrepublik Deutschland (Hochschule Hannover), am Ausbau der Technikkommunikation als Fach an der TU Chemnitz in den Jahren 2002 bis 2010, tätig als Gastprofessorin an der Universität Hildesheim (2011 bis 2016), derzeit im Herder-Programm des DAAD an der TU Bukarest.

Im Verlauf der Jahre hielt sie eine Reihe von Kursen an etlichen ausländischen Hochschulen ab (u. a. Aarhus, Antwerpen, Breslau, Hiroshima, Paris, Savonlinna/Joensuu, Warschau, Wien), initiierte und führte internationale und interdisziplinäre Forschungsprojekte durch (u. a. CONPHRAS, HTP, NORMA, LEXIKURS, MULTH) und war als Gutachterin tätig für mehrere Forschungsfördereinrichtungen sowie bei etlichen Akkreditierungsverfahren.

WaK (Wissensarbeit und Kommunikation)

Anmeldung

Um Anmeldung wird gebeten unter john.ward@hs-flensburg.de