Paul Meyer hat an der Hochschule Flensburg Energie- und Umweltmanagement sowie Wind Engineering studiert. Heute arbeitet er am Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES. Im Gespräch berichtet er über sein Studium und warum es Zukunft hat.
Was haben Sie bei uns studiert?
Ich habe zunächst ab 2014 den Bachelor Energie- und Umweltmanagement studiert. Nach einem Auslandssemester in Trinidad und Tobago habe ich meinen Bachelor mit einem Praktikum und einer Bachelorarbeit bei Aerodyn Energiesysteme, einem Unternehmen für das Design von Windenergieanlagen in Rendsburg, abgeschlossen. Anschließend hat mich der Master Wind Engineering interessiert, für den ich mich letztlich entschieden habe. Meine Masterarbeit habe ich in Bremerhaven beim Fraunhofer IWES geschrieben.
Warum haben Sie sich damals für diese Studiengänge und für Flensburg entschieden?
Das Interesse, die technische Richtung einzuschlagen war immer da. Da wollte ich mich nach dem Abitur spezialisieren. Gleichzeitig wollte ich den ökonomischen Effekt betrachten und diese Sichtweise mit einbeziehen. Da war natürlich der Bachelor Energie- und Umweltmanagement perfekt. Dazu gab es auch private Beweggründe für Norddeutschland, für Flensburg. Ich bin sehr dem Wassersport verfallen, Kitesurfen, Windsurfen, Segeln, das ist alles von Interesse. Das kann man alles super machen in Flensburg. Während des Bachelorstudiums habe ich gemerkt, dass mein Interesse doch noch etwas mehr den technischen Aspekten gilt. Und dabei insbesondere der Windenergie. Auch weil es natürlich um Wind geht, genauso wie bei meinen privaten Interessen. Deswegen habe ich mich dann für den Windengineering-Master entschieden.
Mittlerweile arbeiten Sie ja an einem Fraunhofer Institut. Da haben Sie Ihre Abschlussarbeit geschrieben und haben dann auch Ihren Anschlussjob gekriegt, was ja typisch ist für Hochschulabsolvent*innen. Aber was machen Sie genau beim Fraunhofer IWES?
Ich bin Wind-Daten-Analyst. Das heißt, wir messen den Wind mit verschiedenster Instrumentation und versuchen, diese gemessenen Daten zu analysieren, Modelle zu entwickeln, zu validieren und wissenschaftliche Methoden zu entwickeln, die wir publizieren. Die wissenschaftliche Community und natürlich auch die Industrie können auf diese Methoden zurückgreifen, um die Windenergie durch die angewandte Forschung weiter voranzubringen.
Das heißt, Sie arbeiten stärker wissenschaftlich. Wie hat Sie das Studium auf diese Tätigkeit vorbereitet?
Das ist eine gute Frage, über die ich öfter nachdenke und die ich auch öfter gestellt bekomme. Der Bachelor Energie- und Umweltmanagement mit manchen Aspekten wie dem Windenergie-Modul, aber auch der Master, haben mir schon ein sehr breites Wissen vermittelt. Das heißt, ich kann wirklich vieles aus dem Studium direkt anwenden, habe ein sehr gutes Verständnis davon, wie das System Windenergieanlage funktioniert und mit dem Wind interagiert. Das macht es mir, deutlich leichter, an manchen Stellen einfach zu verstehen, wie Wind und Anlage eine Wechselwirkung haben und miteinander funktionieren.
Das bezieht sich ja auf das Fachliche, wie eine Windanlage funktioniert. Aber haben Sie auch wissenschaftliches Arbeiten gelernt?
Auch das, natürlich! Insbesondere im Master hatten wir auch Themen und Projekte, die sehr darauf fokussiert waren, wissenschaftlich zu arbeiten, ordentlich zu dokumentieren. Diese Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens haben wir uns erarbeitet. Das hatten wir natürlich auch schon im Bachelor. Da gab es auch schon einige Kurse, die man zusätzlich belegen konnte, um wissenschaftliches Arbeiten zu verstehen und die Grundlagen zu erlernen. Und das war eine gute Vorbereitung.
Was war ein Höhepunkt Ihres Studiums?
Wir hatten eine Exkursion nach Aalborg zur Blattmanufaktur von Siemens Gamesa, wo wir sehen konnten, wie Rotorblätter hergestellt wurden, was sehr spannend war.
Wind Engineering ist ein internationaler Studiengang. Wie wirkt sich das aus? Sie haben ja im Bachelor mehr einheimische Studierende gehabt. Ist das nochmal was anderes, auch in interkultureller Hinsicht?
Absolut. Ich habe meinen Blickwinkel nochmal deutlich erweitert. Wir hatten kürzlich eine Diskussion dazu, dass man nicht die eigene Kultur und die eigenen Werte anderen Leuten einfach aufdrücken und von ihnen erwarten kann, dass die Menschen exakt so funktionieren, wie man es gerne hätte. Andere Menschen, andere Kulturen haben andere Werte, funktionieren anders. Gerade dies ist aber die Besonderheit und erweist sich als Bereicherung bei der Zusammenarbeit. Und ich glaube, es geht genau darum, miteinander zu arbeiten und miteinander klarzukommen. Jeder Mensch arbeitet auf seine Art und Weise effizient. Das einfach zusammenzubringen, mit verschiedenen Blickwinkeln, war für mich sehr bereichernd.
Was würden Sie jungen Leuten empfehlen, die jetzt ins Studium starten, oder die vielleicht auch noch nach dem richtigen Studium suchen?
Generell würde ich Studierenden empfehlen, Sachen auszuprobieren, zu schauen, was einem gefällt. Wenn es geht, Zeit und finanzielle Möglichkeiten es zulassen, wirklich viele, viele Sachen auszuprobieren, verschiedene Kurse zusätzlich zu belegen. Ich glaube, die Studienrichtung ist nach wie vor essentiell, auch wenn die Zahlen immer wieder runtergehen, was den Ausbau der Windenergieanlagen angeht. Es ist unsere Quelle der erneuerbaren Energien, eine von wenigen, auf die wir aufbauen müssen. Von meinen Kommiliton*innen weiß ich, dass viele schnell einen Job bekommen haben. Wir brauchen mehr Leute, um diesen Bereich weiter voranzubringen, sowohl Energie- und Umweltmanagement als auch spezialisiert auf Windenergie.
Haben Sie vor, nochmal nach Flensburg zu kommen? Jobmäßig oder zum Besuch?
Zum Besuch auf jeden Fall. Ich habe noch einen großen Freundeskreis in Flensburg, den ich gerne besuche. Sowohl aus dem Bachelor als auch aus dem Master. Einige, die auch dort noch arbeiten. Im Umland gibt es einiges, auf der Westküste an der Nordsee sind einige Arbeitgeber. Für mich speziell gab es zu der Zeit kein entsprechendes Jobangebot, auf das ich mich gerne beworben hätte.