Ob E-Auto, E-Schiff oder Pumpen – wer Antriebe braucht, kommt zu Bernd Löhlein. Er gilt als einer führenden Experten auf diesem Gebiet. Seit 2019 lehrt und forscht Löhlein an der Hochschule Flensburg. Was treibt ihn an?
2008 hat er angefangen, das Konzept Motor neu zu denken. Seit seiner Promotionszeit dreht sich bei Bernd Löhlein alles um die Frage, wie er mit neuen Materialien, mit neuen Fertigungstechniken und aktuellen Simulationstools den effizientesten Antrieb entwickeln kann. „Ich war früh bei diesen Themen dabei“, sagt Löhlein. Heute ist der Professor für elektrische Antriebe an der Hochschule Flensburg einer von wenigen Experten, die gefragt werden, wenn es um Antriebe jeder Art geht, wenn sich Autos, Schiffe oder Flugzeuge elektrisch fortbewegen sollen. Ob Autobauer, Pumpenhersteller – sie alle kommen nach Flensburg. Denn hier an der Hochschule arbeitet Bernd Löhlein am Antrieb der Zukunft.
„Der Antrieb ist der größte Hebel für die Nachhaltigkeit“, sagt Bernd Löhlein. Unabhängig davon, wie elektrische Energie erzeugt wird, fließen 70 Prozent in die elektrischen Antriebe. Egal, ob in einer Pumpe, einem Industrieroboter, einem Motor in einem Drucker oder im Akkuschrauber. Natürlich sei „grüner Strom“ zu bevorzugen, sagt Löhlein. „Die beste Energie ist aber die, die gar nicht erst verbraucht wird!“ Also will er den Antrieb effizienter machen, bei gleichem Output weniger Energie reinstecken müssen. Weniger Verbrauch und gesteigerte Drehzahlen sind seine Ziele, die er seit seiner Promotion vor nunmehr 12 Jahren verfolgt. Zuletzt an der TU Kaiserslautern allerdings immer weniger. „Ich war in einer großen Forschungsgruppe und fast ausschließlich mit Forschungsmanagement, also administrativen Aufgaben beschäftigt gewesen“, erinnert sich der gelernte Elektrotechniker. Dann kam der Ruf an die Hochschule Flensburg. „Hier konnte ich wieder im Labor und praxisnah arbeiten.“
Bernd LöhleinDer Antrieb ist der größte Hebel für die Nachhaltigkeit
Die praxisnahe Forschung hat dabei für Bernd Löhlein einen großen Einfluss auf seine Lehre. „Ich kann den Studierenden nur aktuelle Inhalte vermitteln, wenn ich auf dem neuesten Stand der Forschung bin“, sagt er. Und das ist er in seiner Forschungsgruppe „Innovative Antriebstechnik“, die er in den vergangenen fünf Jahren aufgebaut hat. Neben ihm selbst sowie dem Laboringenieur Jan-Hendrik Holtorf und einer Kollegin, die demnächst für die Wartung und Instandhaltung der Maschinen zuständig sein wird, arbeiten fünf Doktoranden in Projekten mit und für verschiedene Firmen. „Jeder Partner aus der Industrie finanziert eine Promotionsstelle“, erklärt Löhlein. Dadurch können die Nachwuchswissenschaftler nicht nur problemorientiert forschen, sondern häufig folgt auch ein Jobangebot.
Derzeit beschäftigt sich die Forschungsgruppe zum Beispiel mit einem Pumpen-Projekt der KSB-Stiftung. Dabei geht es unter anderem darum, in Würstenregionen etwa oder Krisengebieten, wo keine stabile Energieversorgung vorhanden ist, mit kompakten Antrieben Trinkwasser fördern zu können. Dazu entwerfen und analysieren die Forschenden gerade einen Motor, der möglichst klein und energieeffizient sein muss. Aber auch für großes Gerät werden Antriebe optimiert. Für elektrisch betriebene Fähren und Schiffe, fürs elektrische Fliegen. Eine Optimierung reicht da aber oft nicht aus. „Wir müssen hier eben auch an eine Neu-Auslegung denken“, sagt Löhlein. Antriebe werden immer kleiner, die Drehzahl höher, um die gleiche Leistung zu bringen. Welche Materialien können diesen Anforderungen gerecht werden? Soll man den Antrieb der Zukunft noch aus Blech und Kupfer bauen, im Pressverfahren oder mittels „3D-Druck“ herstellen? Diese Fragen sind es, die Bernd Löhlein in den kommenden Jahren gemeinsam mit seinem Team und den Studierenden beantworten möchte.