Erfolgsmannschaft der Flensburg Akademie: Resilienz - Gesund leisten unter Druck. Ministerpräsident Daniel Günther auf dem Podium in Flensburg.
Der Tag nach den politischen Turbulenzen in den USA und in Deutschland hätte nicht spannender und treffender sein können für die engagierte Podiumsdiskussion im Audimax auf dem Flensburger Campus mit Ministerpräsident Daniel Günther als Ehrengast. Weitere namhaften Gästen waren Handballlegende Jacob Hein, Natalie Schnippering, Head of Digital Services bei Danfoss, und Sportpsychologe Dr. Frank Helmig sowie Prof. Dr. Beatrice Podtschaske von der Hochschule Flensburg.
Eingeladen hatte dazu bereits zum fünften Mal die Flensburg Akademie, das Nachwuchsleistungszentrum der SG Flensburg-Handewitt, gemeinsam mit dem Jackstädt-Zentrum der Flensburger Hochschulen und Partnern der Initiative „Erfolgsmannschaft“. Das Thema des Abends im vollbesetzten Audimax lautete „Resilienz - gesund leisten unter Druck“. Im Fokus dabei stand der Sport, die Wirtschaft und Wissenschaft. Aber auch das Thema Resilienz in der Politik stand auf der Agenda des Abends.
Ziel war es, im Rahmen dieser Veranstaltung einen tiefergehenden Austausch über die Bedeutung von Resilienz als Schlüssel zum Erfolg sowohl im Sport als auch im Alltag und der Arbeitswelt zu ermöglichen.
Gute Kooperation und persönliches Miteinander
Begrüßt wurden die Zuschauer und Gäste des Abends zunächst von den beiden Präsidenten der Flensburger Hochschulen, Prof. Dr. Werner Reinhard von der EUF und Dr. habil. Sven Tode von der Hochschule Flensburg. In einer lockeren und launigen Tandem-Moderation führten beide Wissenschaftler das Publikum in das Thema ein. Präsident Dr. Tode warf gleich am Anfang die Frage auf „Was macht eine gute Erfolgsmannschaft am Beispiel des Hochschulcampus aus?“ - Und gab zugleich die Antwort. Neben einer guten Kooperation und einem persönlichen Miteinander seien es gemeinsame Forschungsbereiche und gemeinsame Studierende sichtbar auf dem Campus. Das gemeinsame Jackstädt-Zentrum sei nur ein Beispiel für eine gute Zusammenarbeit. Weiterhin müssten die Präsidenten auch gegenüber politischen Entscheidungen im Wissenschaftsbereich Resilienz zeigen und die Hochschulautonomie verteidigen. Man müsse dabei die Hochschulen nicht als Kostenfaktor, sondern als Wirtschafts- und Innovationsfaktor betrachten, so die Präsidenten.
Prof. Reinhard von der Europa-Universität betonte zudem, dass gerade in diesen Tagen Resilienz wichtig sei in Anbetracht der politischen Entwicklungen in Amerika und Deutschland.
Diesen Punkt nahm Moderator Marcus Draeger gleich auf und stellte Ministerpräsident Daniel Günther die Frage, wie er mit solchen politischen Krisen umgehe. „Trotz aller Krisen soll man Normalität bewahren und nicht in einen totalen Krisenmodus zu kommen“, so Daniel Günther. Wichtig sei, dass man als Politiker eine gewisse Ruhe vermittele. Er sei zudem kein großer Fan von völliger Transparenz in der Politik. „Man braucht immer einen geschützten Bereich, wo man miteinander redet. Das ist ein viel besseres Verhalten, damit Politik gelingt“, so Ministerpräsident Günther. Er habe ein sehr enges Team, mit dem er sich berät. Danach habe er eine solide Grundlage für wichtige Entscheidungen. Er nehme sich außerdem an den Wochenendeden eine Auszeit vom politischen Geschäft, schränkt seinen Medienkonsum ein und ist nur für die Familie da. Das sei auch Grund, warum er auch künftig in Schleswig-Holstein statt in Berlin Politik gestalten zu dürfen.
Emotionen im Sport
Auch Ex-Handballnationalspieler Jacob Heinl unterstrich die Ruhe beim sportlichen Wettkampf. Seine Devise war immer, auf dem Handballfeld die Ruhe gerade bei wichtigen Pokalspielen zu bewahren. Aber natürlich erzeuge Sport auch viele Emotionen, besonders bei den Fans. Ohne Emotionen geht es im Sport auch nicht, so der Spitzensportler.
Dr. Frank Helmig unterstrich dabei als Sportpsychiater, dass in fast allen medizinischen Therapien auf seinem Fachgebiet es sehr hilft, Emotionen zu zeigen. „Wichtig ist aber, dass man Emotionen auch identifizieren kann. Erst dann sind Verhaltensänderungen möglich“, so Helmig.
„Darf man auch bei Danfoss aus der Haut fahren?“, so die Anschlussfrage von Moderator und Erfolgsmannschaft-Mitbegründer Markus Draeger an Danfoss-Managerin Natalie Schnippering. Natürlich werde bei Danfoss ganz oft auch tacheles geredet. Aber Danfoss ist ein Familienunternehmen, in dem innovativ und zielorientiert gedacht wird. Die Managementstrukturen hätten sich in den vergangenen Jahren sehr zum Positiven verändert, so Schnippering.
Doch Resilienz ist nicht nur bei Individuen dringend notwendig, sondern auch bei ganzen Systemen, stellte Prof. Dr. Beatrice Podtschaske von der Hochschule Flensburg fest. Sie ist Professorin für Management im Gesundheitswesen & eHealth. Mit Hilfe der Digitalisierung versuche man, das Gesundheitssystem resilient zu machen. Bereits vor der Covid-19 Pandemie gab es im Gesundheitssystem eine Burnout-Epidemie. „Man hat auch von einer globalen Krise gesprochen. Das ist nicht nur ein Phänomen, dass nicht nur Deutschland betrifft. Mit diesem Problem müssen wir uns auseinandersetzen“, so die Wissenschaftlerin.
Digitale Transformation
Hauptursache sei der Zeitdruck im Gesundheitssystem, der immer weiter zunimmt in den Gesundheitsberufen. Durch Fachkräftemangel und durch den demografischen Wandel ist das Gesundheitssystem überproportional betroffen.
Hinzu komme noch das hohe Maß an Bürokratie, wie beispielsweise der Dokumentation. „Laut einer Studie verbringen Ärztinnen und Ärzte bis zu drei Stunden mit der Dokumentation. Bei einer Vierzigstundenwoche ist das gut ein Drittel der Arbeitszeit“. Das sei die Herausforderung, mit der wir es zu tun hätten. Das System müsse daher resilienter werden. Dabei könne die Digitalisierung auf diesem Gebiet sehr helfen. Dadurch könnten Aufgaben neu verteilt werden, Informationen und Arbeitsflüsse besser koordiniert werden, damit es besser funktioniere.
Aber Innovation und Technologie ist im Gesundheitswesen immer im Zusammenhang mit dem Menschen, dem Patienten zu sehen. Notwendige digitale Transformation braucht Veränderungen, aber auch Kapazitäten dafür. Ab Mitte Januar 2025 wird für alle gesetzlich Versicherten die Elektronische Patientenakte eingeführt. Da werde es zu vielen Veränderungen im Gesundheitswesen kommen, so Podtschaske. Ganz wichtig sei dabei dann die Nutzerfreundlichkeit der Elektronischen Patientenakte. Einer Untersuchung der Ärztekammer Berlin zufolge könne eine Reduzierung der Verwaltungsaufgaben um täglich eine Stunde 21.600 ärztliche Vollzeitkräfte freisetzen. Wenn man daher digitale Innovation menschengerecht gestaltet, dann können sie ein resilienter Innovations-Booster für das Gesundheitswesen sein, so Prof. Dr. Beatrice Podtschaske abschließend.