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Hochschulvertreter bei den Flensburger Gesprächen zur Energiewende in der Phänomenta

In Fortsetzung der sich etablierenden Diskussions-Runde fanden am letzten Donnerstag am Austauschort der Wissenschaften erneut die Flensburger Gespräche zur Energiewende – Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einem klimaneutralen Industrieland – statt.

angeregte Diskussionen in der Phänomenta

Der Einladung der Landtagskandidatin Uta Wentzel waren viele Interessierte aus Industrie, Wissenschaft und der Öffentlichkeit gefolgt. In ihrer Begrüßung machte Uta Wentzel deutlich, dass Flensburg der Leuchtturm und Motor sei auf dem Weg Schleswig-Holsteins zum ersten klimaneutralen Bundesland. „Die Energiewende bietet unheimlich viel Potential für den wind- und sonnenreichen Norden. Durch die Ereignisse der letzten Woche hat das Thema nicht nur klima- und wirtschaftspolitische Brisanz, sondern auch geopolitische und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, unabhängig zu werden von Rohstofflieferanten.“ Weitere Hochrangige Vortragende und Diskussionspartner*innen verdeutlichten einmal mehr die Notwendigkeit schnellen Handelns.

So referierte der Energie- und Forschungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Andreas Hein, MdL, über den aktuellen Stand der Energiewende und leitete anschaulich in die Wasserstoffstrategie des Landes ein und stellte innovative Projekte in Schleswig-Holstein vor.

Melanie Koch von GP Joule gab einen Einblick über dieses schnell wachsende Unternehmen, die Bandbreite der wirtschaftlichen Nutzung von Erneuerbaren Energien und die ersten großen Erfolge im Ausbau der Wasserstoffanlagen.

Ralf Loell von der Schleswig-Holstein Netz AG erläuterte die Herausforderungen der Transformation der Netze vom großen Versorgernetz, das Strom von Kraftwerken transportiert, hin zum stabilen Einspeisenetz von klimaneutralem Strom durch viele kleine Anbieter. Dies beinhalte enorme Investitionen in Technik, Netze, moderne Umspannwerke und Sicherheit als Grundlage übergreifender Sektorenkopplung.

Karsten Werner

Karsten Werner von der Hochschule Flensburg referierte über die umfangreichen Forschungen des Maritimen Zentrums, die Schifffahrt sauberer zu gestalten. Gerade im Bereich von Schiffsmotoren der Bestandsflotte gibt es spannende Innovationen mit großen Effekten. In den Forschungsanlagen in Kielseng („Das Schiff an Land“) setzt man auf neue Automatisierungs-Standards und forscht gemeinsam mit der Wirtschaft z.B. in den Bereichen Ammoniakbetrieb, CO2-Speicherung, Filterung von Schadstoffen, E-Fuels und der Energieeffizienz aller im Schiffsbetrieb vorkommenden Systeme. Dazu stehen hier modernste Anlagen zur Verfügung, die zukünftig auch hybrid betrieben werden können.

Prof. Dr. Ilja Tuschy vom Zentrum für nachhaltige Energiesysteme (ZNES) der Hochschule und der Europa-Universität Flensburg sprach eindrucksvoll über den Beitrag der beiden Flensburger Hochschulen zum Gelingen der Energiewende. Deren Absolventinnen und Absolventen (wie z.B. auch Melanie Koch von GP Joule) gestalten aktiv seit mehr als 25 Jahren die Energiewende, hier ist ein enormes Potential vorhanden! Zudem ist das ZNES das größte Energiecluster an einem Hochschulstandort in Schleswig-Holstein und führt in enger Kooperation mit der Energiewirtschaft und wissenschaftlich bestens vernetzt genauso anwendungsbezogene wie zukunftsorientierte Forschungs- und Transferprojekte durch.

Unsere Hochschulen und Betriebe bilden die Köpfe der Zukunft aus, gerade auch im Bereich der MINT-Fächer, die wir dringend brauchen für die Transformation unserer Gesellschaft und Wirtschaft. Innovative Unternehmen und Start-Ups entwickeln ihre Ideen in Flensburg und Umgebung gemeinsam mit den Forschungseinrichtungen und umrahmt von kompetenter Wirtschaftsförderung. Diese Synergieeffekte bieten neue Chancen und Potentiale für die ganze Region.

Ilja Tuschy

Die anregende Diskussion im Anschluss verdeutlichte wie sehr jeder Einzelne mit Leidenschaft, Herzblut und Ausdauer seinen Beitrag für das größte Transformationsprojekt der Gegenwart leistet. Die Unternehmer*innen und Wissenschaftler*innen sprachen auch über die Herausforderungen und bürokratischen Hürden bei Genehmigungs- und Planungsverfahren, Fördermittelanträgen und die Arbeit mit knappen Personalschlüsseln und Fachkräftemangel. Im Laufe der Gespräche wurden weitere spannende Bausteine und Projekte der Energiewende von den Teilnehmer*innen diskutiert, wie z.B. das Projekt eines ehemaligen Landwirtes, der ein Konzept vorstellte, Biogasanlagen vollständig mit Gülle zu betreiben und die Reste zu kompostieren und als Dünger wieder in den Kreislauf zu geben. 

Über vier Stunden diskutierten die Teilnehmer*innen und Referent*innen des Symposiums angeregt über die verschiedenen Aspekte der Energiewende. Fazit von Veranstalterin Uta Wentzel: „Wir haben unglaublich viel voneinander gelernt, uns vernetzt, gelacht und Motivation und Inspiration für unsere Arbeit mitgenommen. Wir sind im Norden Vorreiter, was den Klimaschutz betrifft. Schleswig-Holstein investiert mit Vollgas in die Zukunft unseres Landes. Wir wollen einen Klimaschutz, der Arbeitsplätze schafft, möchten selbst für unsere Energie sorgen und somit unabhängig von anderen seien.“

Die Teilnehmer*innen waren sich einig: Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien muss alle Energiearten miteinander kombinieren, um Abschaltungen und Reibungsverluste zu verhindern und neben dem im Schleswig-Holstein bereits grünem Strombereich auch in den großen Sektoren Wärme und Verkehr klimaneutral zu werden. Gemeinsam könne man das größte Transformationsprojekt der Gegenwart meistern. Schleswig-Holstein kann als Energiewendeland weltweit Vorbild sein und zeigen, wie man Wachstum und Klimaschutz erfolgreich miteinander.

Bei der Fortsetzung der Gespräche am Ende dieser Woche werden erneut Hochschulvertreter*innen vortragen und diskutieren.