Ein 13 Tonnen schwerer Gasmotor ist das Herzstück für kommende Forschungstätigkeiten am Maritimen Zentrum der Hochschule Flensburg. Dabei dreht sich alles um umweltschonenden Schiffsbetrieb.
Der Riese schlummert - noch. Fast schon liebevoll streicht Jan E. Wilhelm mit seinen von Öl und Schmutz verschmierten Händen über die blaulackierten, glänzenden Zylinderköpfe des tonnenschweren Gasmotors. Bald schon soll der Kollos erwachen, soll der maritimen Forschung neue Erkenntnisse liefern.
Jan E. Wilhelm hat den Gasmotor in einem aufwändigen Beschaffungsverfahren und von Lieferschwierigkeiten geprägten Prozess hierhergebracht. Nach Kielseng, dem maritimen Forschungsstandort der Hochschule Flensburg. Der Schiffstechniker arbeitet für das Projekt „Grenzland Innovativ Schleswig-Holstein“ (GrinSH), in dem verschiedene Vorhaben Wissens- und Technologietransfer für die Region betreiben. Wilhelm und Projektleiter Prof. Dr. Michael Thiemke forschen in ihrem Teilvorhaben an „Innovativen Beiträgen zur nachhaltigen Energienutzung in Schleswig-Holstein“. Herzstück ist der Gasmotor, den die Firma MTU gebaut hat.
Der Gasmotor wird zum einen eine Windkraftanlage und deren Schwankungen bei der Netzeinspeisung simulieren. Der Vorteil: Im Gegensatz zu einem E-Motor, der Energie aus dem Stromnetz zieht, läuft der Gasmotor entkoppelt vom Stromnetz, beeinflusst die Messungen der Energieeffekte also nicht. Zum anderen machen sich die Forschenden die Fahrprofile des Gasmotors (also die Schwankungen, die verschiedene Windbedingungen simulieren) zunutze, um Abgasuntersuchungen durchzuführen. „Das Fahrprofil passt aber auch zum Verhalten von Schiffen auf See“, erklärt Wilhelm.
Prof. Dr. Michael ThiemkeAuch durch Spenden tragen Unternehmen dazu bei, die Ausstattung des Maritimen Zentrums so zu ergänzen, dass wir die aktuellen Forschungsthemen rund um umweltschonende Schiffsbetriebe deutlich besser wahrnehmen können.
Doch nicht nur für Wissenschaftler*innen ist dieser Versuchsaufbau von Interesse: „Wir haben viele Partner in der Wirtschaft, Unternehmen, die unser Labor für Testungen nutzen“, erklärt Prof. Thiemke. So wird beispielsweise eine Firma am Gasmotor ihre Sensoren erproben, die etwa den Wasseranteil im Öl messen sollen. „Auch durch Spenden tragen Unternehmen dazu bei, die Ausstattung des Maritimen Zentrums so zu ergänzen, dass wir die aktuellen Forschungsthemen rund um umweltschonende Schiffsbetriebe deutlich besser wahrnehmen können“, berichten Thiemke und Wilhelm. So hat die Kieler Firma Sauer Compressors das Druckluftsystem in Kielseng saniert, hat die Petersen-Stiftung die Anschaffung eines Partikelmessgerätes finanziell unterstützt. Oder haben die Auszubildenden der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) die Abgasleitung und die Kühlwasser-Ausgleichsbehälter für den Gasmotor gebaut und installiert. Nicht zuletzt tragen auch die Studierenden ihren Teil bei. „Sie haben unermüdlich Konstruiert, Anlagen und Rohrleitungen errichtet und Räume und Einrichtungen modernisiert “, erzählt Wilhelm.
Durch den Motor und die neuen elektrischen Komponenten, wird eine Plattform auch für zukünftige wissenschaftliche Arbeiten bzgl. hybrider Antriebs-, Energieversorgungs- und Automatisierungssysteme geschaffen.
Es ist also alles vorbereitet. Wenn der Riese erwacht, findet er ein Umfeld vor, in dem er mit unseren Studierenden, Wissenschaftlern und Wirtschaftspartnern in einer freundlichen Umgebung arbeiten kann.
Grenzland Innovativ Schleswig-Holstein
Innovative Beiträge zur nachhaltigen Energienutzung in Schleswig-Holstein ist Bestandteil des mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der Bund-Länder-Förderinitiative „Innovative Hochschule“ geförderten Projektes „Grenzland Innovativ Schleswig-Holstein“.