„Mit dem E-Smart über die Technologie-Autobahn zur Hochschule Flensburg.“ Mit dieser Beschreibung fasst Prokuristin Barbara Asmussen von der Wirtschaftsförderung der Stadt und des Kreises Schleswig-Flensburg, WiREG, die neue Kooperation mit der Hochschule Flensburg zusammen.
Seit Anfang Oktober arbeiten Dr. Bernd Löhlein, Professor für Elektrische/Mechanische Antriebstechnik und zwei Doktoranden der Hochschule Flensburg in den neuen Räumlichkeiten der Flensburger Lise-Meitner-Straße 2 an der E-Mobilität der Zukunft. Als Dienstfahrzeug wird den jungen Wissenschaftlern ein E-Smart zur Verfügung gestellt, mit dem sie zwischen dem Technologiezentrum und dem Campus pendeln können. Und die Stadtwerke Flensburg haben eine High-Speed Breitbandleitung für das neue Projektbüro spendiert, um die wissenschaftlichen Daten weltweit übermitteln zu können.
„Die Idee war letztlich, die wirtschaftsnahe Forschung und Entwicklung hier im Technologiezentrum zu etablieren und damit eine Brücke zu schlagen zwischen Hochschule und Industrieunternehmen und vor allem auch den Kontakt zu den Startups, weil wir das momentan so auf dem Campus nicht haben“, sagt Prof. Dr. Bernd Löhlein. Und Hochschulpräsident Dr. Christoph Jansen ergänzt: „Als Hochschule versuchen wir, Kooperationsangebote für Unternehmen immer sehr niederschwellig anzubieten. Ich stelle aber fest, sobald die Leute aus der Wirtschaft auf den Campus kommen, haben die irgendwie den Eindruck, das sei etwas Anderes. Wenn diese Fachleute aber hier bei der WiREG sind und dann unter ihresgleichen sind und wenn sie dann zufällig jemanden von der Hochschule treffen, ist einfach diese Hürde nicht so hoch“, erklärt der Hochschulpräsident.
Mit den Räumlichkeiten im Technologiezentrum plant die Hochschule mittelfristig ein AN- Institut einzurichten, das als hochschulexterne wissenschaftliche Einrichtung fungieren soll. Finanziert werden die aktuellen Räumlichkeiten durch Mittel aus der Industrie. Der weltweit viertgrößte Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen gehört dazu wie auch die Bomatec AG aus der Schweiz, die innovative Werkstoffe für die E- Mobilität und die Energiewende herstellt. Diese enge Kooperation mit der Industrie sei auch für die Mitarbeiter sehr attraktiv, die dadurch leistungsgerecht entlohnt würden, so Prof. Dr. Bernd Löhlein. Obwohl der ehemalige Professor der TU Kaiserslautern erst seit Anfang Oktober die neuen Arbeitsräume im Technologiezentrum bezogen hat, sei das Interesse an Kooperationen enorm. „Unsere Idee ist es, den Austausch zwischen Wissenschaft und Unternehmen zu fördern, Absolventen zu vermitteln und Studierende für dieses nachhaltige Zukunftsthema zu begeistern“, so Löhlein.
Doch nicht nur dort im Technologiezentrum soll an den Motoren der Zukunft geforscht werden. Auch auf dem Hochschulcampus ist der Aufbau eines großen Labor-Prüfstandes vorgesehen, um aktuelle Antriebe aus der Elektromobilität prüfen zu können. „Deshalb arbeiten wir gerade an einem Großgeräteantrag in Höhe von einer Dreiviertelmillion Euro über die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Die DFG ist der größte Träger für Forschungsmittel in Deutschland und eigentlich der Finanzier für Grundlagenforschung in Deutschland“, erklärt Prof. Löhlein.
Mit im Boot sind derzeit die Doktoranden Mike Königs und Steffen Bresser, die ihrem Professor Dr. Bernd Löhlein von der TU Kaiserslautern in den Norden gefolgt sind, um hier ihre Promotion abschließen zu können. Die beiden 28- jährigen Wissenschaftler haben hier beste Voraussetzungen für ihre Forschungsprojekte gefunden. „Ich brauche Luft für meine Innovationen und die hat man tatsächlich hier im Norden“, erzählt Mike Königs. In seinem Forschungsprojekt geht es um die Effizienzsteigerung von Traktionsantrieben. Es geht darum, diese patentierte Technologie zu optimieren als auch zu validieren, sodass man messbare Ergebnisse darstellen und nachweisen kann gegenüber den Kunden aus der Industrie. Sein Kollege Steffen Breser hat einen neuartigen Elektromotor für E-Fahrzeuge in Kooperation mit ZF Friedrichshafen entwickelt und gebaut. „Der Motor zeichnet sich dadurch aus, dass er auf den Einsatz von Permanentmagneten verzichtet. Das ist deshalb so interessant, als das die Permanentmagnete allgemein ein großer Kostenfaktor für den Motorenbau sind. Auch die Versorgungssicherheit ist da immer etwas schwierig, da die „Seltenen Erden“ dafür nur in China gefördert werden. Da gab es in der Vergangenheit schon öfter Probleme mit der Zuverlässigkeit der Materialien“, so Breser. Daher sei jetzt die Idee einen Motor zu bauen, der darauf verzichten könne. Das schlage sich auch im Preis nieder aber leider auch etwas in der Leistungsdichte, so Breser. Trotzdem sei es das Ziel, künftig einen kostengünstigeren Elektromotor anbieten zu können als die Produkte, die Permanentmagnete verwenden.
Der neue Motor, der zurzeit noch bei ZF Friedrichshafen begutachtet wird, soll dann künftig auf dem neuen geplanten Prüfstand auf dem Campus technisch vermessen werden.
Für den Dekan des Fachbereiches Maschinenbau, Verfahrenstechnik und Maritime Technologien, Prof. Sander Limant, ist diese neue Partnerschaft nur folgerichtig. Und das sei nicht nur auf die E-Mobilität bezogen. „Denn wenn hier in der Wirtschaftsregion mehr als 100 Unternehmen dem Netzwerk der WiREG angehören, dann kann es für einen Technischen Fachbereich einer Hochschule nur gut sein“, so Professor Limant. Er erhoffe sich, dass die Hochschule wieder einen Bekanntheitsgrad erreiche, der die Studierendenzahlen im Fachbereich wieder nach oben bringe.