Studierende und Lehrende der Hochschule Flensburg haben im Rahmen eines Forschungsprojekts mit dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung einen Web-Bildbetrachter entwickelt, der alle Kometen-Bilder des Kamerasystems OSIRIS an Bord der Rosetta-Weltraumsonde für die Öffentlichkeit mühelos zugänglich macht.
Knapp 70.000 Aufnahmen des Kometen 67P / Churyumov-Gerasimenko hat das wissenschaftliche Kamerasystem OSIRIS der ESA-Mission Rosetta in den Jahren 2014 bis 2016 aufgenommen. Die Bilder dokumentieren nicht nur den Verlauf der bisher umfangreichsten und anspruchsvollsten Kometenmission, sondern zeigen den entenförmigen Körper auch in all seinen Facetten. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem Fachbereich Information und Kommunikation der Hochschule Flensburg hat das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), unter dessen Leitung die OSIRIS-Aufnahmen entstanden sind, diesen Fundus nun veröffentlicht. Der OSIRIS ImageViewer bietet sowohl dem weltrauminteressierten Laien, als auch der Fachexpertin einen einfachen, schnellen und übersichtlichen Zugriff auf einen der größten wissenschaftlichen Schätze der vergangenen Jahre.
Den ersten Blick auf den Kometen 67P / Churyumov-Gerasimenko erhaschte das Kamerasystem OSIRIS im März 2014 aus einem Abstand von knapp fünf Millionen Kilometern: ein unspektakulärer Sternhimmel, in dem nur Kenner einen der zahlreichen hellen Flecke als Ziel der Rosetta-Mission identifizieren können. Der letzte Schnappschuss der Mission entstand am 30. September 2016, wenige Minuten bevor die Raumsonde auf der Kometenoberfläche aufsetzte. Nur 20 Meter trennen die steinige Oberfläche, die darauf zu sehen ist, von der Sonde. Zwischen diesen beiden Aufnahmen liegt ein Abenteuer: eine Weltraummission, die erstmals einen Kometen auf seinem Weg durch das innere Sonnensystem begleitete und aus der Nähe beobachtete.
Dr. Holger Sierks„Uns ist es wichtig, dass dieser Datenschatz für alle leicht und ohne Vorwissen zugänglich ist.“
Dieses Abenteuer lässt sich nun mit Hilfe des OSIRIS ImageViewer im Detail nachvollziehen. Beim Durchstöbern der Bildersammlung finden sich Zeugnisse der aufregend-kribbeligen Anflugphase auf den bereits erwachenden Kometen, der einzigartigen Landung von Rosettas Landeeinheit Philae, des Feuerwerks aus Gas- und Staubfontänen am sonnennächsten Punkt der Kometenbahn und der fieberhaften Suche nach der Philae-Landestelle in den letzten Missionswochen. Zu entdecken sind schroffe Klippen, bizarre Risse und Schluchten, pulvrig-glatte Ebenen und von Brocken übersäte Geröllfelder sowie spektakuläre Staub- und Gaseruptionen in der Umgebung des Kometenkerns.
„Uns ist es wichtig, dass dieser Datenschatz für alle leicht und ohne Vorwissen zugänglich ist“, erklärt MPS-Wissenschaftler Dr. Holger Sierks, Leiter des OSIRIS-Teams. In enger Zusammenarbeit mit den MPS-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern haben die Studierenden und Lehrenden des Fachbereichs Information und Kommunikation der Hochschule Flensburg den Viewer so konzipiert, dass alle Bilder und Zusatzinformationen schnell auffindbar sind. Jede der knapp 70.000 Aufnahmen ist mit Angaben zum Aufnahmedatum, Abstand zum Kometen und einem kurzen Begleittext versehen und lässt sich in voller Auflösung herunterladen. Für Nutzerinnen und Nutzer, die tiefer in die Materie einsteigen oder die Aufnahmen für wissenschaftliche Zwecke verwenden wollen, liegen die Bilder auch im wissenschaftlichen Datenformat vor.
Sascha Reinhold„Studierende und Lehrende haben von dieser Kooperation gleichermaßen profitiert."
„Studierende und Lehrende haben von dieser Kooperation gleichermaßen profitiert: Wir haben viel über Weltraummissionen, über fremde Welten und die Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am MPS gelernt,“ so Sascha Reinhold, der zusammen mit Tobias Hiep und Milena Zachow (inzwischen an der TH Lübeck) das Forschungsprojekt betreut hat. „Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Hochschule und MPS hat zu einem besseren Verständnis auf beiden Seiten geführt. Uns war wichtig, Nutzerinnen und Nutzern geeignete Werkzeuge an die Hand zu geben, um das beeindruckende Bildmaterial selbst erkunden zu können. Das war nur durch einen intensiven Austausch von Forschenden und Medienschaffenden möglich. Wir freuen uns, dieses spannende Projekt mit dem Start der ImageViewers abschließen zu können.“