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Fachkräfte für die Energiewende: Lücken in Aus- und Weiterbildung

Der Ausbau erneuerbarer Energien kann nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte die Herausforderungen der Zukunft annehmen.

NEW 4.0 Projekt
NEW 4.0

Wo genau aktuell die Lücken in der Aus- und Weiterbildung bestehen, wurde in einer umfassenden hochschulübergreifenden Studie im Rahmen des Großprojektes
NEW 4.0 – Norddeutsche EnergieWende untersucht. Die Qualifizierungsstudie liefert den Grundstein, um passgenaue Angebote für die akademische und auch die gewerbliche Weiterbildung in der Erneuerbare-Energien-Branche zu entwickeln.Die unter Federführung des CC4E der HAW Hamburg erstellte Studie wurde in enger Zusammenarbeit mit der Hochschule Flensburg, der Technischen Hochschule Lübeck, der Universität Hamburg und der Handwerkskammer Hamburg entwickelt. Die Ergebnisse bieten einen weitreichenden Überblick über die bestehenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Energiesektor durch die Analyse von 58 norddeutschen Studiengängen und 240 deutschlandweiten Weiterbildungsmöglichkeiten. Ergänzend dazu wurde eine Erhebung des heutigen und zukünftigen Personal- und Qualifizierungsbedarfes durchgeführt, für die 50 Experten aus dem NEW 4.0-Konsortium befragt wurden. Zur Bestimmung der Qualifizierungslücken wurden schließlich Angebote und Bedarfe gegenübergestellt, um branchenspezifische Angebotslücken zu identifizieren. Die Auswertung hat ergeben, dass gerade in den drei Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik, IT-Sicherheit und Data Science von den Befragten am häufigsten personelle Engpässe befürchtet wurden. Diesen Vertiefungsbereichen mit dem höchsten Bedarf an passgenauen Weiterbildungsmöglichkeiten steht gleichzeitig ein sehr geringes Angebot gegenüber. Nur rund 5 Prozent der gewerblichen Weiterbildungen im Energiebereich befassen sich überhaupt mit IKTThemen. Data Science und IT-Sicherheit im Speziellen sind in Weiterbildungsangeboten kaum vertreten.„Diese Lücken sollten schnell geschlossen werden, um die nötigen Fachkräfte auszubilden“, bekräftigt der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Jens-Eric von Düsterlho von der HAW Hamburg. „Der fortschreitende Ausbau erneuerbarer Energien und insbesondere die erforderliche Verknüpfung des Stromsektors mit dem Wärme- und Verkehrssektor sorgen zudem für ganz neue Anforderungen.“ Demzufolge gibt es auch in dem Bereich Sektorenkopplung sowie zu den Themen Energiespeicher und Lastmanagement einen erhöhten Weiterbildungsbedarf. Diese Vertiefungsbereiche werden in der aktuellen Bildungslandschaft für Energieberufe wenig bis gar nicht abgebildet, obwohl sich die befragten Experten gerade hier Angebote wünschen und Personalengpässe erwarten. Ein ebenso interessanter Aspekt, den die Studie offenlegt, ist die Bereitschaft der Branche, auf Quereinsteiger aus anderen Berufsfeldern zurückzugreifen, um den Fachkräftemangel zu decken. Insbesondere für diese Quereinsteiger können Weiterbildungsangebote zu Grundlagen und Herausforderungen der Energiewende hilfreich sein, um die fachliche Integration dieser Beschäftigten in die Unternehmen zu beschleunigen. Auf Basis der Studienergebnisse werden derzeit im Rahmen von NEW 4.0 von den beteiligten Partnern Zertifikatskurse entwickelt, die neue Angebote schaffen und hohe Bedarfe decken sollen. Die wesentlichen Ergebnisse der Studie sind zudem in einer kompakten Broschüre auch visuell zusammengefasst.

Über NEW 4.0

Unter dem Titel NEW 4.0 – Norddeutsche EnergieWende 4.0 hat sich in Hamburg und Schleswig-Holstein eine einzigartige Projektinitiative aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gebildet, die in einem länderübergreifenden Großprojekt eine nachhaltige Energieversorgung realisieren und zugleich die Zukunftsfähigkeit der Region stärken will. Rund 60 Partner bilden eine wirkungsvolle „Innovationsallianz" für das Jahrhundertprojekt Energiewende mit gebündeltem Know-how, unterstützt von den Landesregierungen beider Bundesländer. Gemeinsam legen sie den Entwicklungspfad zu dem Ziel, die Gesamtregion bis 2035 zu 100 Prozent mit regenerativem Strom zu versorgen – versorgungssicher, kostengünstig, gesellschaftlich akzeptiert und mit wesentlichen CO2-Einsparungen. Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms „Schaufenster Intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ mit rund 45 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Weitere 60-80 Millionen Euro investieren die beteiligten Unternehmen. Für die Projektsteuerung von NEW 4.0 ist ein sechsköpfiges Führungsgremium aus Wirtschaft und Forschung zuständig: Matthias Boxberger, Vorstandsvorsitzender HanseWerk AG und Aufsichtsratsvorsitzender Schleswig-Holstein Netz AG, Dr. Martin Grundmann, Geschäftsführer ARGE Netz, in der rund 300 Unternehmen mit Schwerpunkt Erneuerbare Energien gebündelt sind, Dr. Oliver Weinmann, Geschäftsführer Vattenfall Europe Innovation GmbH, Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft Verkehr und Innovation der Stadt Hamburg, Dr. Christian Schneller, Leiter Recht TenneT Holding sowie Prof. Dr. Werner Beba, Leiter des Competence Centers für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (CC4E) an der HAW Hamburg. Er ist zugleich Sprecher der Projektsteuerungsgruppe und Koordinator von NEW 4.0.

www.new4-0.de

Pressekontakt:

Sandra Annika Meyer

Tel. 040.428 75-9208

sandraannika.meyer@haw-hamburg.de

 

Projektkoordinator NEW 4.0 und

Sprecher der Projektsteuerungsgruppe:

Prof. Dr. Werner Beba

Tel. 040.428 75-6937

werner.beba@haw-hamburg.de

 

Statements der am Projekt beteiligten Ministerien und Behörden

Jan Philipp Albrecht, Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung

des Landes Schleswig-Holstein:

„Es geht um nichts weniger als den Schritt aus dem analogen Kohlezeitalter, hinein ins digitale

Zeitalter der Erneuerbaren Energien. Ob Windstrom oder Photovoltaik, wir wollen in einer vernetzten

Welt unseren Energiehunger zu 100 % aus erneuerbaren Rohstoffen decken. Diesen Schritt soll unser

Schaufenster der Norddeutschen Energiewende demonstrieren und dafür werden wir uns mit aller

Kraft einsetzen.“

Dr. Bernd Buchholz, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des

Landes Schleswig-Holstein:

„Mit NEW 4.0 zeigen wir klar auf, dass eine erneuerbare Energiewelt nicht rein strombasiert sein kann,

sondern auch flüssige und gasförmige Energieträger benötigt – sowohl zur Speicherung des

erneuerbaren Stroms als auch für den Einsatz dort, wo direkte Stromnutzung aus diversen Gründen

nicht in Frage kommt. Wasserstoff ist der Schlüssel für diese Herausforderungen. Wir müssen jetzt

schnell einen kraftvollen, großen Schritt in die Wasserstoffwirtschaft machen. Wir brauchen

Produktionsstrukturen im industriellen Maßstab, um Skaleneffekte zu realisieren und die Vorreiterrolle

bei der Wasserstofftechnologie zu behaupten. Die Reallabore der Bundesregierung können dazu

einen Beitrag leisten, aber eigentlich ist die Zeit der Demonstrationsprojekte abgelaufen. Es muss jetzt

richtig losgehen.“

Jens Kerstan, Senator für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg:

„Der Ausbau erneuerbarer Energien im Norden Deutschlands schreitet voran. Wir können die

Energiewende entscheidend voranbringen, wenn wir erneuerbaren Strom zukünftig auch im Wärmeund

Mobilitätssektor nutzen. Eine integrierte, digital gestützte Sektorkopplung und innovative

Wasserstoff- und Power-to-X-Technologien müssen in den nächsten Jahren – möglichst unter

Realbedingungen – erforscht und in der Praxis erprobt werden. Um die nächste Stufe der

Energiewende gemeinsam zu entwickeln und umzusetzen, sollten wir weiter auf das erfolgreiche

NEW-4.0-Netzwerk aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik setzen.“

Dr. Torsten Sevecke, Staatsrat der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien

und Hansestadt Hamburg:

„Die Industrie hatte 2017 einen Anteil von 47% am Gesamtstromverbrauch – ihre Flexibilisierung und

Anpassung an die Volatilität der Erneuerbaren ist unabdingbar für das Gelingen der Energiewende,

die wiederum essenziell zur Erreichung der Klimaziele ist. Investitionsanreize für die Industrie zu

schaffen, die eine Flexibilisierung ermöglichen, muss ein wesentlicher Bestandteil der

Energiewendepolitik sein.“

Projektkoordinator NEW 4.0 und

Sprecher der Projektsteuerungsgruppe:

Prof. Dr. Werner Beba

Tel. 040.428 75-6937

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