Gegenstände aus dem Drucker, Gesichtserkennung, Virtual Reality – „Spielen Erlaubt“ – so lautete das Motto der ersten Digitalmesse in der IHK Flensburg. Zusammen mit der Hamburger Agentur Future Candy und der Hochschule Flensburg präsentierten die Experten*innen vor Ort rund 70 Teilnehmer*innen die unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten neuer Digitaltechnik.
Sascha Reinhold sprach über die wachsende Spiele-Branche in Schleswig-Holstein und die noch ungenutzten Potenziale für Industrie und Hochschulen. Dabei betonte er besonders die Bemühungen des CIVU (Centrum für Interaktion, Visualisierung und Usability) bei der Entwicklung von Spielkonzepten für die Medizin (SonoGame, VirtX-VR) und die hervorragende Ausbildung der Studierenden in den Fächern Game Design und Spiele-Programmierung. Mit Veranstaltungen wie den Baltic Dev Days in Kiel und Stammtischen des Vereins IF(game)SH (Initiative zur Förderung der Games-Branche in Schleswig-Holstein) seien Grundlagen für die Bildung von professionellen Netzwerken gelegt.
Der Umsatz im deutschen Spielemarkt sei im vergangen Jahr um fast 300 Millionen Euro gewachsen – der Anteil deutscher Produkte jedoch um 0.7% gesunken (Statistik GAME – Verband der deutschen Games-Branche). Schleswig-Holstein habe das Potenzial, zu einem attraktiven Standort für Spiele-Entwickler*innen zu werden. Es mangele jedoch noch an finanzieller Förderung und der notwendigen Infrastruktur. Die Hochschule Flensburg leiste mit Veranstaltungen wie dem jährlichen Rundgang am Fachbereich Information und Kommunikation und dem Global Game Jam wichtige Beiträge, um junge Spiele-Macher*innen bei der Entwicklung und Präsentation ihrer Spiele zu unterstützen.
Prof. Dr. Torsten Steffen demonstrierte zusammen mit seinem Kollegen Prof. Dr. Dodwell Manoharan von der Hochschule Flensburg das Reverse Engineering- die Reproduktion von Bauteilen. Im Do-It-Yourself-Bereich (DIY-Bereich), aber auch in klein- und mittelständigen Unternehmen (KMUs) ist die Reproduktion von Bauteilen, die entweder verschlissen oder zerbrochen sind, eine technische und technologische Herausforderung und wird in der Zukunft weiter an Bedeutung erlangen. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) können lange Ausfallzeiten von Maschinen nicht tolerieren, nutzen aber teilweise noch Maschinen, für die es keine Ersatzteile mehr gibt. So ist bei Ausfall eines Bauteils sehr oft die gesamte Maschine außer Betrieb zu nehmen. Die Investition in eine neue Maschine ist oft nicht realisierbar, also muss die „Alte“ instandgesetzt werden.
„Im IDEENREICH, dem Fablab der Hochschule Flensburg wurde von den Mitarbeitern*innen ein Workflow definiert und etabliert, in dem von einem realen Bauteil zunächst über die sogenannte Photogrammetrie ein digitales Abbild im Rechner erzeugt wird“, erklärt Prof. Dr. Torsten Steffen. Dazu sei es notwendig, zwischen 20 und 200 hochauflösende Bilder des Bauteils aus unterschiedlichen Perspektiven aufzunehmen. Unter Umständen müssen die Oberflächen des Bauteils mit einem temporären Kreidespray maskiert werden, damit z.B. Reflektionen eliminiert werden. Das digitale Abbild kann nachfolgend durch CAD-Tools (computer-aided-design) oder andere 3D-Tools im Rechner überarbeitet bzw. erweitert werden, damit eine digitale kundengewünschte Geometrie generiert wird. Die Reproduktion des Bauteils findet dann entweder mittels additiver Verfahren (3D-Druck) oder auf herkömmlichen CNC-Maschinen statt. So kann innerhalb weniger Stunden ein neues Bauteil hergestellt werden. All diese Verfahren und Geräte sind im IDEENREICH vorhanden und können von den Besuchern*innen des IDEENREICHs unentgeltlich genutzt werden.
Diese Aktivität ist Bestandteil des mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der Bund-Länder-Förderinitiative „Innovative Hochschule“ geförderten Projektes „Grenzland Innovativ Schleswig-Holstein“.