Studierende haben die weltweit größte Windkraftanlage entworfen. Ob eine solche Anlage je gebaut wird, ist unklar. Umso deutlicher wird die Innovationskraft des internationalen Studiengangs Wind Engineering von Fachhochschule Kiel und Hochschule Flensburg.
Durchmesser der Rotorblätter: 200 Meter. Der Turm der Windkraftanlage misst 150 Meter. Sie bringt eine Leistung von 12,5 Megawatt ins Netz. Damit ist die Optimus200XL die derzeit größte Offshore-Windkraftanlage der Welt. Zumindest auf dem Papier. Dass die Anlage so an den Markt gehen könnte, halten deren Konstrukteur*innen für nicht sehr realistisch.
Die Planer und Entwicklerinnen der Optimus200XL sind 32 Studierende des internationalen Masterstudiengangs Wind Engineering, den die Fachhochschule Kiel und die Hochschule Flensburg gemeinsam ausrichten. In zehn Teams haben die Studierenden während des Semesters die einzelnen Komponenten der Mega-Anlage entwickelt – vom Fundament bis zu den Rotorblättern. „Es war wichtig, ein möglichst aerodynamisches Design der Rotoren zu entwickeln, damit die Anlage viel Leistung aus dem Wind holt“, sagt Paul Meyer. „Gleichzeitig dürfen sie nicht zu schwer sein, dürfen nicht zu stark schwingen“, so der Leiter des Teams „Rotorblatt“.
Natürlich war fachliches Wissen gefragt. Aber natürlich haben die Teilnehmer*innen viel mehr gelernt. „Teammanagement“, sagt Student Maximilian Hollander-Quast. „In den kleinen Gruppen sich abzustimmen und dann auch in der Gesamtgruppe zu kommunizieren, das war ein Lernprozess.“ Gerade auch wegen der kulturellen Unterschiede zwischen Studierenden aus Afrika, Asien und Europa. Und mit diesen Soft Skills, sind sich die Studierenden sicher, werden sie auch später im Beruf Herausforderungen meistern können. „Der Prozess innerhalb des Projektes war realistisch.“
Die Entwicklung einer weltweit einzigartigen Mega-Windkraftanlage: Eine unrealistische Aufgabe mit realen Ergebnissen? Das ist genau der akademisch-didaktische Ansatz, den Prof. Dr. Clemens Jauch vom Windenergieinstitut WETI sieht: „Die Studierenden sollen visionär sein.“ Wer hätte sonst die Gelegenheit, im Freiraum einer Lehrveranstaltung über den Tellerrand zu schauen, wenn nicht die Studierenden. „Spielerische Innovationskraft“ nennt das Prof. Dr. Udo Beer, Präsident der FH Kiel. „In Firmen muss man Erfolg haben. Im Studium gibt es keine Denkbremsen, hier kann man sich ausprobieren.“ Wenn daraus Innovationen werden, wird die Kooperation der beiden Hochschulen ganz real.