Es war gestern Abend schon ein kleines Jubiläum, als Dr. Fabian Geyer, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Flensburg, zusammen mit Hochschulpräsident Dr. Christoph Jansen die mehr als 60 geladenen Gäste bereits zum 10. „Nordischen Abend für Wirtschaft und Wissenschaft“ an der Flensburger Förde begrüßen durften.
Vernetzen, querdenken und verändern, um Wissenschaft und Wirtschaft zu stärkerer Kooperation zu bewegen – das ist das Ziel des traditionellen Nordischen Abends in der Flensburger Walzenmühle. „Die Hochschule als Innovationsmotor für die Region“ stand an diesem Abend im Fokus der Vorträge und Gespräche.
Dr. Thilo Rohlfs, Staatssekretär aus dem schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium betonte in seinem Grußwort, dass der enge Wissens- und Forschungstransfer gerade für die mittelständische Wirtschaft in der Region enorm wichtig sei. „In der Regel haben diese Unternehmen aus Kostengründen keine eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Daher ist der Transfer mit der Hochschule Flensburg für die Betriebe in der Region so außerordentlich wichtig, um im nationalen und internationalen Wettbewerb weiterhin bestehen zu können“, so Staatssekretär Dr. Rohlfs. Besonders die Digitalisierung spiele dabei eine sehr wichtige Rolle. Deutschland dürfe auf diesem Gebiet nicht den Anschluss verpassen, mahnte der Staatssekretär. Erst kürzlich sei er mit einer Delegation im Silicon Valley in Kalifornien /USA gewesen, um sich vor Ort über dieses Thema zu informieren. Die technischen Entwicklungen dort seien von einer unheimlichen Dynamik geprägt, so der Staatsekretär.
Dass auch in Deutschland viel Innovationskraft herrsche, machte Bram Wijlands von der Exzellenzuniversität RTWH Aachen deutlich. Per Skype- Konferenz war der Geschäftsführer der „RTWH Innovationsgesellschaft“ an diesem Abend aus Aachen zugeschaltet. In seinen Vortrag gab der Wissenschaftler einen intensiven Einblick in die Gründungs- und Ansiedelungsstrategie der Universität.
Diesen Gedanken griff Hochschulpräsident Dr. Christoph Jansen sehr gerne auf, um für die enge Kooperation von Hochschule und Wirtschaft zu werben. Man sei zurzeit an der Hochschule Flensburg in einem Strategie-und Transformationsprozess. Das Ziel : Mehr Innovationen und Kooperationen in der Region, verbunden mit einer erhöhten Absolventenbindung an die Wirtschaftsbetriebe vor Ort. Die Hochschule Flensburg solle noch stärker als Partner der Region für akademische Bildung, für Transfer sowie für Forschung und Entwicklung stehen, so Hochschulpräsident Dr. Jansen. Als einzige Hochschule aus Schleswig-Holstein habe man in diesem Jahr den Wettbewerb „Innovative Hochschule“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gewonnen. Mit dem Projekt „Grenzland Innovativ Schleswig-Holstein (GrinSH)“ fließen bis 2022 insgesamt 6,8 Millionen Euro in die deutsch- dänische Grenzregion.
Wie wichtig eine Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Flensburg und der Wirtschaft in der Region ist, machte Rüdiger Fuchs, Geschäftsführer der Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG) deutlich. Das Unternehmen stelle zurzeit in einem Zeitraum von fünf Jahren die Produktion komplett vom Frachtfähr- auf den Passagierfährbau um. Die Entwicklungskosten: 45 Millionen Euro. In Zusammenarbeit mit dem Maritimen Zentrum der Hochschule Flensburg habe man unter anderem bei der Simulation von Schiffen und deren Fahrverhalten zusammengearbeitet. Weiterhin plane man mit der Hochschule Flensburg auch eine duale Ausbildung, um den Fachkräftebedarf in Flensburg sicherzustellen. Und der sei sehr hoch, so Fuchs. Ingenieure und andere Fachkräfte rekrutiere man mittlerweile auch aus dem Ausland, um den Bedarf bei der FSG zu decken. Allein in den vergangenen zwei Jahren habe man 25 junge Akademiker nach Flensburg zur FSG holen können. „Es gibt für ein Unternehmen nichts Schlimmeres, wenn es nicht mehr wächst, weil es dann bereits abstirbt“, so FSG- Chef Rüdiger Fuchs.
Daran anknüpfend stellte Prof. Dr. Kirsten Rohrlack von der Hochschule Flensburg das Thema Weiterbildung und Personalmarketing in den Fokus ihres Vortrages. Mit Hilfe eines „Digitalen Assistenten“, in dem beispielweise Lernvideos über die richtige Führung von Personalgesprächen sowie entsprechende Textvorschläge hinterlegt und abrufbar sind, möchte die Hochschule Flensburg künftig auch sehr gerne als kompetenter Dienstleister und Berater der Wirtschaft zur Verfügung stehen.