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Für eine transparente und effiziente Energiewende

Software und Plattform „open_eGo“ erleichtern den optimalen Netz- und Speicherausbau in Deutschland.

OpenoGo
– Foto: Bärbel Ballaschke

Zukünftige Energiesysteme optimal zu modellieren – das ist das Ziel des offenen und netzebenübergreifenden Planungsinstruments „open_eGo“ (open electricity Grid optimization). Die Netzplanungssoftware zum optimalen Netz- und Speicherausbau in Deutschland wurde heute (30.10.) im Rahmen des Abschlussworkhops des gleichnamigen Forschungsprojekts in der schleswig-holsteinischen Landesvertretung in Berlin vorgestellt.

Unter der Leitung des „Zentrums für nachhaltige Energiesysteme“ von Hochschule Flensburg und Europa-Universität Flensburg haben insgesamt fünf Projektpartner (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Reiner Lermoine Institut Berlin, DLR – Vernetzte Energiesysteme, Oldenburg, Hochschule Flensburg und Europa-Universität Flensburg) von 2015 bis 2018 die Software und Plattform „open_eGo“ entwickelt. Mit insgesamt rund 1.9 Mio. Euro wurde das Vorhaben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

„In der Energiewirtschaft gibt es viele Akteure und Bereiche, die restriktiv und intransparent arbeiten. Insbesondere im Bereich der Netzplanung sind sowohl die Netzdaten als auch die Berechnungssoftware oft nicht zugänglich,“, sagt Jochen Wendiggensen, Professor für Energiewissenschaften an der Hochschule Flensburg und Koordinator des Verbundprojekts, über die Hintergründe des Projekts. „Dadurch war es bisher nicht möglich, den volkswirtschaftlich günstigsten Netz- und Speicherausbau zu berechnen.“

Das soll „open_eGo“ ändern. Das Planungsinstrument stellt georeferenzierte Datenmodelle des Übertragungs- und Verteilnetzes inklusive Ein- und Ausspeiser zur Verfügung. „Das Datenmodell beinhaltet Netzdaten von Stromleitungen, Trafos, Windkraftanlagen, Kraftwerken, Stromverbrauchern usw.“, erklärt Jochen Wendiggensen.

Die Besonderheit dabei: „open_eGo“ funktioniert als Open Source und Open Data. Dazu wurde im Rahmen des Projekts eine öffentlich zugängliche virtuelle Plattform entwickelt. Das Tool und die Daten können unter Einhaltung einer freien Lizenz verwendet und weiterentwickelt werden und erlauben so kollaboratives, transparentes Arbeiten auf sehr konkreter Ebene. Mit „open_eGo“ können neben den klassischen Ausbaumaßnahmen von Stromleitungen und Kabeln auch netzdienliche Maßnahmen wie der Bau von elektrischen Speichern oder die Abregelung von Erzeugungsanlagen untersucht werden. Die Untersuchung kann hierbei integriert über alle Spannungsebenen erfolgen – von der großen Übertragungsstromtrasse bis zum Ortsnetz einer Gemeinde. Neben der wissenschaftlichen Anwendung und Untersuchung der Modelle nutzen auch Unternehmen aus der Energiebranche die entwickelten Tools, um aktuelle Fragen des Energiemarktes zu beantworten. Beispielsweise werden in einem Anwendungsfall der ARGE Netz Energie GmbH & Co. KG aus Schleswig-Holstein die mittel- und langfristigen Auswirkungen des Netzausbaus auf das Einspeisemanagement von Windkraftanlagen und die Möglichkeiten zur markt-optimalen Betriebsweise der Anlagen untersucht.

„Das Energiesystem ist im Wandel begriffen. Die Erkenntnisse des Projektes können wertvolle Grundlagen für die politische Gestaltung dieses Wandels liefern. Dass in diesem Projekt die Potenziale der Digitalisierung für ein effizienteres Energiesystem genutzt werden, begrüße ich sehr. Ich danke den Projektpartnern zudem für den konsequenten Einsatz von Open Data und Open Source. Netzdaten sollten, wo immer möglich, offen sein,“ betont Tobias Goldschmidt, Staatssekretär im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein die Vorteile.