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Demenz im deutschen und dänischen Pflegesektor

Seit März 2016 arbeiten Wissenschaftler, Ärzte und Pflegeexperten auf deutscher und dänischer Seite an eHealth-Lösungen und innovativen Technologien in Pflegeheimen, um die Lebensqualität demenzbetroffener Menschen zu verbessern. Nun fand ein "Demantec"-Netzwerktreffen in der Hochschule Flensburg statt.

Dr. Klaus Weil, Chefarzt des Malteser Krankenhauses St. Franziskus Hospital in Flensburg, im Gespräch mit Julia Riesch, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Demantec-Projekt.

Dr. Klaus Weil, Chefarzt des Malteser Krankenhauses St. Franziskus Hospital in Flensburg, im Gespräch mit Julia Riesch, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Demantec-Projekt. Bärbel Ballaschke

Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher, der Industrielle Gunter Sachs oder der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan -  diese Prominenten aus Politik und Wirtschaft litten alle im Alter unter Demenz, wie auch derzeit 1,6 Millionen Deutsche und 85.000 Dänen. Weltweit sind es sogar fast 47 Millionen Menschen. Die Krankheit zerstört Nervenzellen und Zellverbindungen im Gehirn. Die Folge: zunehmende Gedächtnisstörungen, Konzentrationsprobleme oder auch Persönlichkeitsveränderungen.

Seit März 2016 arbeiten Wissenschaftler, Ärzte und Pflegeexperten auf deutscher und dänischer Seite an eHealth-Lösungen und innovativen Technologien in Pflegeheimen, um die Lebensqualität demenzbetroffener Menschen zu verbessern. Insgesamt sind an dem von der Europäischen Union geförderten Interreg-5a Projekt „Demantec“ in Höhe von 2,5 Millionen Euro 10 Projektpartner und 21 Netzwerkpartner aus Deutschland und Dänemark beteiligt. Leadpartner ist die Hochschule Flensburg. Der Institutsleiter für eHealth und Management im Gesundheitswesen und Vizepräsident für Internationales an der Hochschule Flensburg, Prof. Dr. Bosco Lehr, der dieses Projekt gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Thomas Severin ins Leben gerufen hatte, lud zu einem Netzwerktreffen ins Audimax auf dem Flensburger Campus ein.

Flensburgs Stadtpräsidentin Swetlana Krätzschmar betonte vor den mehr als 70 Experten, dass das Interesse an dem dreijährigen Forschungsprojekt in der deutsch–dänischen Grenzregion außerordentlich groß sei. „Die Gesundheitssysteme und Pflegeeinrichtungen in beiden Ländern werden vor die gewaltige Aufgabe gestellt, qualitativ und quantitativ passende Pflegeangebote zu finden und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“.

Dr. Klaus Weil, Spezialist und Chefarzt für Innere Medizin, Klinische Geriatrie und Rehabilitationswesen am Flensburger Malteser Krankenhaus St. Franziskus Hospital berichtete anschließend über die Frühsymptomatik und die Wichtigkeit und Schwierigkeit einer Frühdiagnostik, die sehr komplex und zeitaufwendig sei. Im Rahmen der Tagung hatten die Teilnehmer am Nachmittag Gelegenheit, die Demenzstation im St. Franziskus Hospital zu besuchen. Die Station verfügt über 10 Patientenbetten. Hier werde mit Licht und Farben gearbeitet, so Dr. Weil. Patienten bekämen hier die Möglichkeit, an Gruppenaktivitäten teilzunehmen. Vindiya Rasmussen, dänische Demenzkoordinatorin und Altenpflegerin, berichtete anschließend über ihre beruflichen Erfahrungen im dänischen Gesundheitssystem.

Im Rahmen einer begleitenden Ausstellung im Foyer des Hörsaalzentrums hatten die Netzwerkpartner zudem Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und innovative Anwendungen auszuprobieren. „Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den verschiedenen Teilnehmern, wie Kommunen, Industrieausstellern und Fachleuten aus dem Pflegesektor ist das Kernstück dieses Events“, so Prof. Dr. Bosco Lehr. Aus dem Demantec-Projekt seien bereits Kooperationen mit der Industrie entstanden, so der Wissenschaftler.

Einen Überblick über die Feldforschungen und Analysen in den Pflegeheimen in dem Demantec-Projekt sowie die finalen Ergebnisse der Bedarfsanalyse werden für Ende Mai dieses Jahres erwartet. Für den stellvertretenden Präsidenten der Hochschule Flensburg, Prof. Dr. Thomas Severin, ist das Forschungsprojekt ein wichtiger Schritt in der deutsch-dänischen Zusammenarbeit. „Ich freue mich sehr, dass im Rahmen des Demantec-Projektes an grenzüberschreitenden Lösungen im Gesundheitsbereich gearbeitet wird und gleichzeitig unsere Forschung mit der Praxis bestmöglich verzahnt wird“, so Prof. Severin.