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„Abgefahren“: Physiker mit wilden Gedanken für beste Lehre ausgezeichnet

Die Hochschule Flensburg hat erstmals einen Preis für exzellente Lehre vergeben. Ausgezeichnet wurde Alexander Voigt, der seine Studierende für Physik begeistert.

Dozent Alexander Voigt steht lächelnd auf einer Wiese auf dem Flensburger Campus.
Das Gang-Zeichen: Der Physiker Alexander Voigt symbolisiert die Lorenzkraft mit seinen Fingern.

Am Ende des Gesprächs ist klar, warum Alexander Voigt bei seinen Studierenden so beliebt ist. Obwohl er Physik unterrichtet. Den Interviewer lädt er auf eine imaginäre Karussellfahrt ein, um gemeinsam die Zentrifugalkraft als eine nicht existente Scheinkraft zu entlarven. Voigt nickt zufrieden, als er erkennt, dass sein Gegenüber verstanden hat. Er nimmt einen auf dem Skateboard mit in die Halfpipe, um den Energieerhaltungssatz zu illustrieren. Und wenn Voigt – sich auf einem Drehstuhl herumwirbelnd – mit zwei Wasserflaschen den Drehimpulserhaltungssatz begreiflich macht, möchte man Physik studieren. Kein Wunder also, dass der 38-Jährige mit dem erstmals verliehenen Preis für exzellente Lehre der Hochschule Flensburg ausgezeichnet wurde. Als Lehrkraft für besondere Aufgaben im Fach Physik. Nochmal: Physik!

Nicht viele Schüler*innen oder Studienanfänger*innen würden davon sprechen, „sich auszutoben, ihren wilden Gedanken nachgehen“ zu können. Sich über „abgefahrene Dinge“ in der Quantenfeldtheorie zu freuen. Alexander Voigt schon. Und er muss es gar nicht aussprechen, es materialisiert sich – um das physikalische Vokabular auszureizen – in seinen Gesten, seinem Gesichtsausdruck: „Ich bin begeisterter Physiker!“ Warum ist der Himmel blau? Was ist Licht? Was ist Kraft? Warum sehen wir? Warum? Das ist die Frage, die Voigt antreibt:

Physik ist das fundamentalste Thema. Es untersucht, woraus die Welt entsteht, erforscht aus welchen Bausteinen die Natur besteht und wie die Wechselwirkungen sind.

Alexander Voigt

Alexander Voigt versteht, wie die Welt funktioniert – fast zumindest. Dass so viele seiner Passion so skeptisch gegenüberstehen kann Alexander Voigt allerdings nicht verstehen. „Es wundert mich, dass Physik und auch Mathematik in der Gesellschaft so unbeliebt sind.“ Eines seiner Erfolgsrezepte ist es, die Studierenden mit seiner Begeisterung anzustecken. Ein Beweis, dass es ihm gelingt, ist der Preis für exzellente Lehre, der ihm jüngst verliehen wurde. Voigt wurde nach einem studentischen Votum, an dem 300 Studierende teilgenommen haben, in einer paritätisch besetzten Kommission, die je zur Hälfte aus Studierenden und Lehrenden bestand, ausgewählt. „Alexander Voigt hat sowohl in Stimmen als auch nach einer Gewichtung, die wir je nach Größe des Studiengangs vorgenommen haben, klar gewonnen“, erklärt Prof. Dr. Peter John. Der Vizepräsident für Lehre hatte die Ehrung initiiert.

Zu Alexander Voigts Begeisterung kommen fachdidaktische Aspekte, in die er sich eingelesen hat. „Meine Frau ist Physikdidaktikerin und daher habe ich mich bewusst damit beschäftigt“, erzählt Voigt. Hilfreich sei es, die Studierenden da abzuholen, wo sie stehen und zu wissen, mit welchen fachlichen Vorstellungen sie in die erste Vorlesung kommen. Um sie dann „adressatengerecht“ abzuholen, eignen sich oft Alltagsphänomene. „Abstrakte Konzepte wie Energie, Kraft oder Geschwindigkeit sind ohne solche Beispiele schwer zu vermitteln“, weiß Voigt. Zudem ermutigt er seine Studierenden, immer nachzufragen. „Es gibt keine dummen Fragen“, sagt er. Denn wer frage, beschäftige sich mit dem Thema.

Experimente, Anekdoten, Filmausschnitte oder Witze lockern die Lernsituation auf. Wobei, haben Physiker nicht einen eher eigensinnigen Humor? Hüsteln. Alexander Voigt grinst. Ob er an den gleichen Stellen wie seine Studis lacht, wenn er einen Ausschnitt aus der beliebten Sitcom „Big Bang Theory" zeigt, um den Dopplereffekt zu erklären, bleibt jedenfalls offen.

Zur Person:

Dr. Alexander Voigt ist 2020 an der Hochschule Flensburg als Lehrkraft für besondere Aufgaben (LfbA) gestartet. Er unterrichtet Physik sowie Mathe 1 und 2 in den Studiengängen BLVT, Maschinenbau, Energiewissenschaften und Schiffstechnik. Zudem betreut er das Physiklabor und ist stellvertretender Leiter des Menke-Planetariums der Hochschule in Glücksburg. Er hat an der Universität in Dresden Physik studiert und im Bereich der Theoretischen Elementarteilchenphysik promoviert.

Ein Mann im Helm präsentiert eine Urkunde, neben ihm steht ein zweiter Mann in Anzug und Krawatte. Im Hintergrund zwei Aufsteller mit den Logos der VR-Bank und des Alumni-Vereins der Hochschule Flensburg.
Peter John, Vizepräsident für Studium und Lehre, gratuliert Alexander Voigt zu seiner Auszeichnung. Foto: Julius Demant, Lichtbildnerei.