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Gut in Form - einzigartiges Forschungsprojekt

In einem deutschlandweit einzigartigen Projekt untersuchen Wissenschaftler*innen der Hochschule Flensburg, wie Schüler*innen Aufgaben im Bereich des räumlichen Denkens lösen – um den individuellen Lernerfolg zu steigern.

labor

Mit dem Finger lassen sie die eckigen Gebilde, die aus mehreren Würfeln aufgebaut sind, auf dem iPad-Bildschirm rotieren. Drehen sie nach links. Nach rechts. Die Aufgabe ist zu entscheiden, ob die gezeigten Würfelgebilde gleich sind oder nicht. Wahlpflichtfach Angewandte Informatik in der achten Klasse an der Auguste-Viktoria-Schule in Flensburg: Die Schülerinnen und Schüler sind an diesem Tag Teil eines Forschungsprojektes. Ihre Fingerbewegungen werden vom Tablett aufgezeichnet. Wie oft rotieren sie? Wie lange brauchen sie für die Lösung. Wie oft liegen sie daneben? Das interessiert die Wissenschaftler*innen der Usability Research Group der Hochschule Flensburg.

„Wir wollen herausfinden, wie Schüler und Schülerinnen zu Lösungen kommen, welche Strategien sie verfolgen“, sagt Jonas Gebhardt aus dem Projektteam. Und Stefanie Wetzel ergänzt: „Wir wollen Lösungstypen identifizieren, die später im Unterricht entsprechend bedient werden können. So können Lehrende unterschiedliche Lerntypen dort abholen, wo sie stehen.“ Ein deutschlandweit einzigartiges Forschungsprojekt für den größtmöglichen Lernerfolg.  

„Digitale Werkzeuge zum Training kognitiver räumlicher Fähigkeiten“ heißt das 370.000 Euro-Projekt, das Prof. Dr. Sven Bertel leitet. „Die Fähigkeit, räumlich zu denken, ist eine wichtige Komponente für MINT-Fächer. Und sie lässt sich trainieren“, sagt der Professor für Usability an der Hochschule Flensburg. Wie man das am besten macht, welche Werkzeuge sich eignen, das wollen er und sein Team, bestehend aus Informatikerinnen, Pädagogen und Interface-Spezialistinnen, herausfinden.

An den Schulen im Land stößt die Vorstellung, eine App zur Förderung der räumlichen Fähigkeiten einzusetzen, auf großes Interesse. Allein: Es fehle oft die Infrastruktur, wie Vanessa Schomakers aus dem Projektteam anmerkt. Es sei schwierig, in Schleswig-Holstein Schulen mit der entsprechenden Ausstattung zu finden. Umso erfreulicher, dass die Auguste-Viktoria-Schule als von der Landesregierung ausgezeichnete „Modellschule für digitales Lernen“ Zugang zu iPads und schnellem Internet hat. Und in Timo Räker und Bernd Clausen zwei engagierte Lehrer, die das Forscher*innenteam unterstützen. Gemeinsam leistet man einen wichtigen Beitrag zur Digitalstrategie des Landes.

Die Zusammenarbeit mit solch einer Pilotschule sei – über eine konkrete Forschungsfrage hinausgehend – sehr wichtig, sagen Gebhardt, Wetzel und Schomakers. Nur so könne man die Lücke zwischen angewandter Wissenschaft in der Hochschule und der Praxis in der Schule schließen: „Wir forschen viel. Aber wir müssen auch die Bedarfe aus der Praxis kennen. Was machen die Schulen? Wie passt das zusammen?“ Ein deutschlandweites Problem, ein räumliches nahezu. In Flensburg mit einer konkreten Lösung.